Erfrischung für die Seele

Wort zum Tage
Erfrischung für die Seele
01.10.2016 - 06:23
30.09.2016
Pastor Sebastian Begaße

Am Ende der Woche kann man oft spüren, mit welchen Dingen man sich abgeschleppt hat oder  was einem immer noch Mühe  macht.  Nicht zuletzt darum wird morgen in vielen Gottesdiensten auch wieder das Abendmahl gefeiert.  Öfter wird dazu mit den Worten Jesu eingeladen: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“  Ein Stück Brot und ein Schluck Wein sollen  gegen die Last auf der Seele helfen.

Interessanterweise geht der Satz Jesu aber noch weiter. Er sagt: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Ist das nicht ein Widerspruch, wenn Jesus Erfrischung und Entlastung anbietet – und im gleichen Atemzug von einem Joch spricht? Will mich Gott jetzt auch noch mit weiteren Ansprüchen vor seinen Karren spannen?

Jesus spricht  hier aber nicht von einem „Unterjochen“, sondern von etwas, das „sanft“ ist und „leicht“. Es geht um Entlastung und Ruhe für die Seele, auch um Sanftmut und Demut. Dazu gehört allerdings, dass ich mich für eine Kurskorrektur öffne:  Davon, wie  Jesus mit den Ansprüchen der Menschen und mit Gottes Geboten umging, kann ich lernen. Jesus war ganz nah bei den Menschen. Er verbrachte viel Zeit mit seinen Mitstreitern und Freunden, aber er entzog sich ihnen auch mal, wenn er Ruhe brauchte. Er nahm sich Zeit zum Nachdenken und Beten, zum persönlichen Gespräch mit Gott. Er malochte nicht einfach alleine drauf los - sondern in Absprache mit Gottes Willen. Und beim Predigen und dem Einhalten aller frommen Gebote stand für ihn immer der einzelne Mensch mit seiner Biographie im Vordergrund. Jesus stellte seine Arbeit nicht groß als Leistung und Erfolg heraus, sondern sah sie als wichtigen Dienst für die Menschen. Könnte es sein, dass wir so wieder zu der inneren Ruhe finden, die wir uns so oft wünschen? Könnte es sein, dass wir uns selbst ein ermüdendes Joch auflegen durch Geltungssucht, durch die Gier nach  Applaus und Macht, auch durch die Angst, zu kurz zu kommen?  Könnte es sein, dass wir besser weiterkommen, wenn wir mal einen Schritt zurücktreten?  Aber Demut und Sanftmut lernen, Fehler eingestehen, Groll und Zorn loslassen, das fällt meist nicht leicht. Doch Jesus stapelt hier keine Ansprüche auf, damit wir zusammenbrechen – sondern er will uns Lasten abnehmen, damit wir wieder frei atmen können. Neue Kraft zum Leben, Lieben und Arbeiten bekommen.  Wie gut, wenn an einem Wochenende davon etwas zu spüren ist. „Erquicken“ – was für ein schönes altes Wort! Viele werden das morgen wieder in einem Gottesdienst suchen - und finden. Manche besonders, wenn sie das Abendmahl feiern.

30.09.2016
Pastor Sebastian Begaße