Freude trotz Krankheit

Wort zum Tage
Freude trotz Krankheit
03.01.2019 - 06:20
07.09.2018
Jörg Machel
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Die Kinderklinik im Berliner Virchowkrankenhaus war auch über Weihnachten gut belegt. Wer hierher kommt, braucht Hilfe, auch über die Feiertage. Zum Glück ist man darauf eingerichtet, dass die Eltern bei den kranken Kindern bleiben können; und so konnte trotz allem ein wenig gefeiert werden. Geschenke gibt es immer reichlich, erzählt mir die Klinikseelsorgerin. Man ist oft hilflos gegenüber der Krankheit und da freut man sich, wenn es Wünsche gibt, die erfüllbar sind.

 

Es gibt viel Leid auf einer so hochspezialisierten Station, wo sich die kompliziertesten Fälle aus der ganzen Region sammeln. Und es gibt manchen Grund zu Kleinmut, Wut und Klage. Das muss ertragen werden, von den Kindern, aber auch von den Eltern und den Mitarbeitern.

 

Auf der Station der Neugeborenen geht es häufig um Leben und Tod. Kinder kommen zu früh zur Welt oder mit Geburtsschäden, die ein Weiterleben unwahrscheinlich machen. Miracle schien so ein hoffnungsloser Fall zu sein. Jedenfalls entschlossen sich die Ärzte, die Behandlung einzustellen, sie sahen keine Chance für das Baby. Doch die Namensgebung der Eltern schien Programm zu sein: Miracle – Wunder. Das Kind starb nicht, sein Lebenswille überraschte und veranlasste dazu, nun alles dafür zu tun, sie zu unterstützen, trotz aller Einschränkungen, die mit diesem Leben verbunden sein würden. Das Leben fordert sein eigenes Recht, wenn das Kind leben will, sagten sie, auf Station sind wir da, um ihm dabei zu helfen.

 

Und doch gibt es auch auf einer solchen Station Alltag, es gibt kleine Freuden, manchmal Überraschendes, unverhoffte Besuche, die Komik des Augenblicks. Und es gibt plötzlich ganz viel Zeit. Hilflos war der Papa zunächst. Was sollte er anfangen mit dieser ganzen Zeit? Es wurde viel geschwiegen. Voller Interesse beobachtete er die Seelsorgerin, wie sie mit Djamila spielte, man sah ihm an, dass er lernte, so also geht das. Zusammen mit der Tochter lernte er Uno, Puzzle, Memory. Vater und Tochter beim Spielen, für beide eine neue, schöne Erfahrung.

 

Berührend ist auch die Geschichte von Jessica, die immer wieder lange Wochen in der Klinik zubringen muss und draußen läuft alles weiter. Irgendwann gab es das Angebot, sie auch im Krankenhaus zu beschulen. Deutsch mag sie nicht, verkündete sie, um dann festzustellen, mit der Lehrerin hier macht sogar Deutsch Spaß. Als die Mitteilung der Musikschule kam, dass der Vertrag gekündigt sei, weil sie zu viele Fehlzeiten hat, stellte man ihr ein E-Piano ins Zimmer. Damit kann sie üben, für später, wenn sie wieder gesund sein wird.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

07.09.2018
Jörg Machel