Geliebtes Kind Gottes

Wort zum Tage
Geliebtes Kind Gottes
22.11.2017 - 06:20
01.11.2017
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh
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Das Papier der Kalligraphie mit dem Jesusbild ist schon ziemlich vergilbt und dem Bilderrahmen sieht man an, dass er schon einige Jahrzehnte hier im Eingangsbereich des Pfarrhauses hängt.

 

Du bist

ein geliebtes Kind Gottes,

von unendlichem Wert,

für die Ewigkeit geschaffen.

Du bist nicht

was du leistest,

was du hast,

was andere von dir sagen.

 

Ich habe es schon oft gelesen, gehe immer mal achtlos daran vorbei und dann gibt es die Tage, an denen diese schlichten und klaren Worte mich berühren: Da trage ich in meinem Kopf eine lange Liste mit mir, auf der alles das steht, was nicht gut ist, welche Fehler ich gemacht habe, was ich alles noch tun muss und wo ich unbedingt an mir arbeiten muss. Und dann komme ich heim und sehe im Hausflur des Pfarrhauses auf genau diese Worte:

 

Du bist ein geliebtes Kind Gottes,

von unendlichem Wert.

 

Das ist dann so, also würde der Jesus neben der Kalligraphie mir meine lange Liste für einen Augenblick aus der Hand nehmen. Gott liebt Dich – so wie Du bist! Du musst die Welt nicht retten – das habe ich schon getan! Sagt Jesus. Zugegeben: Manchmal ärgert mich das auch. Ist doch die Aufgabe, um die ich mich gerade kümmere, so wichtig, ist mir doch diese oder jene Meinung der anderen gerade so unter die Haut gegangen. Dann bringt mich das Bild zurück. Jesus breitet die Arme aus, wie er es schon seit vielen Jahren tut, schüttelt den Kopf und schaut mich an.

 

Du bist nicht

was du leistest,

was du hast,

was andere von dir sagen.

 

Er legt meine Liste einfach weg und sieht mich an und lächelt und sagt: Das ist Gottes Gnade. Du bist geliebt! Und ich atme aus und spüre, wie meine Schultern sich lösen. So wichtig ist das alles nicht! Die Alltagslasten werden leichter, mein Blick weitet sich.

 

Du bist für die Ewigkeit geschaffen.

 

Mein Horizont ist so viel weiter als dieses kleine Leben! Gott umfasst das alles und es ist Gottes Geschenk, wenn mir diese oder jene Aufgabe gut gelingt. Und Gott weiß sicher auch, warum das eine oder andere nicht gut wird, und vergibt mir, wo ich Fehler gemacht habe. Gott kann sogar aus dem Misslungenen noch Gutes werden lassen. Ich atme nochmals, sehe auf das Bild und spüre die Wärme, die sich in meinem Inneren langsam ausbreitet. Ja, die Aufgaben sind immer noch da. Natürlich werde ich sie erledigen, aber sie sind nicht mehr ganz so wichtig. Ja, meine Anfragen an mich selbst sind immer noch da. Jetzt habe ich neue Zuversicht; Ich bin nicht allein. Gott ist da. geht mit und hilft mir, dies zu klären und dort zu wachsen.

 

Du bist ein geliebtes Kind Gottes.

01.11.2017
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh