Getrost und unverzagt

Wort zum Tage
Getrost und unverzagt
(Josua 1,9)
21.04.2021 - 06:20
15.04.2021
Angelika Scholte-Reh
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Die Nachrichten überschlugen sich an jenem Dienstagmorgen im März: die Inzidenzen und Zahlen der Neuinfizierten stiegen, hunderte Verstorbene, eine erneute Verschärfung des Lock-downs. „Wann wird all das endlich hinter uns liegen?“ habe ich mich wie so oft in diesen Wo-chen gefragt. 

Nach dem Frühstück fahre ich den Computer hoch und wie immer öffnet sich zuerst das Fens-ter mit der Herrnhuter Tageslosung. Das ist mein Morgenritual, einen Moment innehalten, auf Gottes Wort hören. An diesem Tag im März war der Bibelvers eine Ermutigung: „Sei getrost und unverzagt!“ (Josua 1,9) In dieser Situation? Auch ich spüre die Müdigkeit dieser Tage. Das Wortpaar begleitet mich: „getrost und unverzagt“. 
Ich nehme es als Anregung und denke ihm nach. Trost schwingt mit: getröstet sein - in den Erschütterungen, die eine leidvolle Situation in uns auslösen kann. Das kann einer „den Boden unter ihren Füßen“ wegziehen, verunsichern, einem die Orientierung nehmen. Zum Leid ge-hört oft die Erfahrung, ausgeliefert zu sein, ohnmächtig zusehen zu müssen, wie Menschen sterben, wie jemand verantwortungslos handelt, wie Entscheidungen anderer das eigene Le-ben beeinflussen und aus den Angeln heben können. Was dann tröstet? Jemand, der zuhört und die Klage aushält, Festigkeit zurückgibt und mir hilft, mich wieder zu spüren. „Getrost“ ist ein Mensch, der sich aufrichtet, tief durchatmet, losgeht und die Ohnmacht überwindet. Das Vertrauen, dass Gott mitgeht, stärkt die Hoffnung: im Gehen wird ein Weg entstehen, der weiterführt. 
Das andere Wort ist „unverzagt“. Wer verzagt, verliert sein Selbstvertrauen. Dann regiert die Angst, das Herz ist klein, der Mut verflogen. „Unverzagt“ - da schöpft einer Hoffnung, da blickt eine zuversichtlich auf das, was ansteht; und tut das, was in der eigenen Macht steht - mit der Zuversicht, dass die Zukunft in Gottes Hand liegt und er sie offen hält. 
Einen Weg aus der Ohnmacht finden, das mir Mögliche tun. Für mich war das an jenem Diens-tag so. Mittags brachte die Post ein Päckchen mit Corona-Schnelltests. Damit kann ich meinen Beitrag leisten und das in meiner Macht Stehende tun, um die Pandemie zu begrenzen und auch wieder direkten Kontakt aufnehmen, mit Menschen im Gespräch sein, Kinder unterrich-ten, Gottesdienste halten. Für andere da sein und sie dennoch schützen! 
Langsam löst sich der Knoten aus Ohnmacht und Angst, den die Corona-Krise auch in mir hat entstehen lassen. Und etwas anderes zieht ein: „getrost und unverzagt“ heißt dieses Gefühl. Gott ermutigt mich dazu.
 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

15.04.2021
Angelika Scholte-Reh