Gottes Treue in der neuen Woche

Wort zum Tage
Gottes Treue in der neuen Woche
16.01.2017 - 06:23
15.01.2017
Pastor Diederich Lüken

„All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu.“ So beginnt ein Morgenlied, von Johannes Zwick 1545 gedichtet. Der Montagmorgen ist vielleicht der Zeitpunkt, an dem man sich am wenigsten frisch und neu fühlt. Zwar liegt das Wochenende hinter einem, eigentlich müsste man ausgeruht sein. Aber vor einem liegt die ganze Woche mit ihrer Arbeit und ihren Ansprüchen. Da bekommt das Wort Morgengrauen eine neue Bedeutung: Das Grauen, dass einem am Morgen beschleicht, wenn einem klar wird, was vor einem liegt. Das kann der schlecht gelaunte Chef sein, das können die missgünstigen Arbeitskollegen sein, das kann der überfüllte Arbeitsplatz sein. Mit den Gefühlen ist man noch in der Freizeit, und Hände und Kopf müssen doch schon ihre Arbeit tun. Man nennt nicht umsonst den Beginn der Arbeitswoche den blauen Montag; und wenn ein technisches Gerät nicht so recht funktioniert, behauptet man gern, es sei an einem Montag produziert worden. Aber das Lied spricht ja auch gar nicht von unserer Frische und unserer neuen Kraft, sondern von Gottes frischer Gnade und seiner erneuerten Treue. Auch an einem Montagmorgen begegnen mir Gottes Gnade und Gottes Treue wieder zuverlässig; ja, die Tatsache, dass die Nacht vorüber ist und ein neuer Tag beginnt, ist für mich ein Zeichen von Gottes Zuverlässigkeit. Gott selbst, so berichtet die Bibel, garantiert, dass die Abfolge von Tageszeiten und Jahreszeichen beständig bleibt. Nach der Katastrophe der Sintflut verspricht er den Überlebenden: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Viele werden einwenden: Das ist ein leicht einzuhaltendes Versprechen; denn es ist unmöglich, dass die Erde sich plötzlich nicht mehr dreht und Tag und Nacht sozusagen einfrieren und sich nicht mehr abwechseln. Das ist richtig; doch beruht diese Unmöglichkeit darauf, dass der Kosmos gerade so geschaffen wurde, wie er nun mal ist; und dazu gehört eben auch die zuverlässige Abfolge der Tageszeiten. Die Gnade und große Treue Gottes zeigt sich zwar jeden Morgen neu; aber der Grund dafür liegt in der Struktur der Schöpfung. Durch diese Schöpfung ermöglicht uns Menschen Gott unsre Existenz und eben auch, dass wir am Montagmorgen erwachen und in die neue Woche gehen. Der Dichter des Liedes schließt seine Strophe mit den Worten: „Sie“, also die Treue Gottes, „hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.“ Die Treue hat auch kein End die ganze Woche; und das gibt mir die Zuversicht und die Tapferkeit, den Anforderungen des Tages und der Woche gelassen entgegenzusehen.

15.01.2017
Pastor Diederich Lüken