Himmel auf Erden

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash / Jan Schulz

Himmel auf Erden
von Sabrina Fabian
19.11.2022 - 06:20
01.08.2022
Sabrina Fabian
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Manchmal kommt einem der Himmel ganz nah. Und zwar im doppelten Sinne: Sowohl der natürliche Himmel, also das Gewölbe mit Wolken, das sich über unsere Erde spannt, als auch der Himmel als der Bereich, den wir Gott zuschreiben. Psalm 115 tut das zumindest: „Der Himmel ist der Himmel des Herrn; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.“ (Ps 115,16)

Umso beeindruckender, wenn sich Himmel und Erde einmal treffen. Natürlich und physisch habe ich das in einem Nationalpark in Kolumbien erlebt, in dem sich Wolken in Berggipfeln und Baumkronen verfangen. Denn der tropische Wald in dem Nationalpark mit dem Namen Chicaque wächst an so hohen Gebirgshängen, dass er von Wolken umspielt ist. Wandert man an diesen Hängen entlang, findet man sich im feuchten Dunst des Nebelwaldes wieder. Schaut man den Weg zurück, den man gegangen ist, hängen Wolken in den Baumwipfeln, oder der Wald hängt in den Wolken. Klettert man auf einen der vielen Felsen in dem Nationalpark, dann ist der Blick wolkenverhangen. Man wandert regelrecht durch den Himmel.

Manchmal treffen sich Himmel und Erde auch in Stimmungen, in Erinnerungen und Plänen, ganz unkörperlich, zwischenmenschlich, atmosphärisch. Zum Beispiel bei einem Fischessen, zu dem mehrere Generationen der Familie nach einer Beerdigung zusammenkommen. Wir hatten Oma Maria am Tag zuvor bestattet und dieser Abschied lag uns allen noch in den Knochen. Aber am Mittag danach trafen sich Oma Marias Töchter, ihre Männer, ihre Kinder und deren Partner zu einem Fischbrötchen am Husumer Hafen. Durch die vergangene Beerdigung waren wir dem Himmel ganz nah und nun standen wir kurz davor, zurück in unsere Leben zu fahren, um weiter auf Erden zu wandeln. Doch dazwischen ein Fischbrötchen, über das hinweg wir über die Pläne für Weihnachten sprachen, über eine anstehende Hochzeit und über die Beerdigung am Tag zuvor. Trauer und Hoffnung, das volle Leben und der Tod ganz nah beieinander. Erde und Himmel trafen sich über einem Fischbrötchen.

Morgen ist Totensonntag, der letzte Sonntag im Kirchenjahr, zu dem Christinnen und Christen ihrer Verstorbenen gedenken und das mit ihrer Hoffnung über den Tod hinaus verbinden. Ewigkeitssonntag wird dieser Feiertag auch genannt. Ein Tag, an dem sich Himmel und Erde ganz nah kommen können, wenn wir an die denken, die uns ins Himmelsreich vorausgegangen sind. Und die regelrecht durch den Himmel wandern.

Es gilt das gesprochene Wort.

01.08.2022
Sabrina Fabian