Ich will mein Herz zurück

Wort zum Tage
Ich will mein Herz zurück
10.10.2017 - 06:20
06.10.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Wer Märchen kennt, erinnert sich vielleicht an den Holländermichel. Er spielt eine unselige Rolle in dem Märchen vom kalten Herzen. Darin hat der Schwarzwälder Köhlerjunge Peter Munk sein Herz bei diesem Holländermichel gegen einen Stein ausgetauscht und dann ein Vermögen erworben. Das war die große Sehnsucht des kleinen Peter: endlich einflussreich, wohlhabend, geachtet zu sein. Keiner sollte ihn mehr Kohlenmunkpeter nennen!

 

Das Tauschgeschäft wird zum Drama. Das Märchen wendet sich damit gegen die heiße Gier nach Mehr, nach dem, was noch größer und machtvoller daherkommen will. Es wendet sich gegen herzloses Wirtschaften. Damals. „Holländermichel – ich will mein Herz zurück.“ So fordert es Peter Munk.

 

Ich persönlich habe mein Herz nicht weggegeben und durch ein kaltes ersetzt, aber etwas wärmer und weiter soll es schon sein, mein Herz, mitfühlend – und mich auf das hinweisen, was wirklich zählt, wer wirklich zählt. Jesus hat Menschen glücklich gepriesen, die ein reines Herz haben. Kein warmes, kein bebendes Herz, sondern ein reines Herz.

 

Wann ist ein Herz rein? Jesus hatte da eine klare Linie: Reinheit kommt nicht von außen, Reinheit kommt von innen. Mit dem, was unrein ist, verhält es sich übrigens genauso. Eher wirst du unrein von innen als von außen. Mehr Innenblick also, ein kritischer Blick auf das eigene Herz oder die eigenen Gedanken: Was wäre es schön, wenn aus ihnen immer nur die besten, blütenreinen Ideen hervorkommen würden, die reinsten Gesinnungen.

 

Meine Erfahrung lehrt mich da was anderes. Leider. Aber es gilt auch: Nichts, was von außen auf mich kommt, kann mich so beeinträchtigen, dass es eine bleibende Schmutzspur auf Herz und Gedanken hinterlassen würde. Es ist möglich, gewissermaßen einen reinen Tisch zu machen – innerlich. Immer wieder.

 

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt, Gott schreibt seinen Willen in das Herz von Menschen. Ein reines Herz ist dann also ein von Gott beschriebenes Herz. Aber wie soll Gott auf mein Herz schreiben können? Vielleicht indem ich einfach erstmal zuhöre, nicht nur meine eigenen Gedanken, Wünsche, Ziele lärmen lasse, sondern Gott zuhöre.

 

Alle möglichen Ansprüche, die an mein Herz von außen gestellt werden – moralisch etwa, wie ich mich zu verhalten, was ich zu erstreben habe, – sortieren sich dann nochmal neu. Auch das, was gewesen und leider nicht mehr auszulöschen ist, kann sich dann nochmal neu einordnen. Mein Herz ist kein unbeschriebenes Blatt. Gott hat seine Geschichte mit mir darauf eingetragen. Auch wenn ich nicht alles davon verstehe, darin zu lesen und darauf zu hören, das hilft. Ich merke, Gott beschreibt mein Herz mit seinen guten Nachrichten – so kann mein Herz von innen rein werden.

06.10.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel