Leben nach der Auferstehung

Wort zum Tage
Leben nach der Auferstehung
08.11.2018 - 06:20
07.09.2018
Dietrich Heyde
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In einem Trauergespräch fragen die Angehörigen eines Verstorbenen: „Gibt es das – Leben nach dem Tod? Wenn es das gibt – wie sieht es aus? Wie sollen wir uns das vorstellen?“ Ja, gerne würden wir Genaueres hören, wie das Auferstehungsleben wohl konkret aussieht. Das ist verständlich. Doch sind uns Zurückhaltung und Vorsicht geboten. Zu leicht kann man bei dem Versuch, eine Antwort zu geben, abdriften ins Reich der Phantasie und Wunschträume. Der Apostel Paulus betont lediglich, dass wir verwandelt werden. Denn das Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit und das Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit.

 

Es gibt ein bemerkenswertes Gespräch der Theologen Heinrich Vogel und Karl Barth über das Leben nach der Auferstehung. Wie wird es z.B. für einen behinderten Menschen aussehen? Eine Frage, die Heinrich Vogel sehr bewegt hat. Die Denkbewegung in diesem Gespräch ist aufschlussreich. Beide waren sich einig, dass Auferstehung Verwandlung bedeutet. Aber wie wird sie aussehen? Heinrich Vogel meinte, die Verwandlung würde so aussehen, dass beispielsweise ein behinderter Junge Fußball spielen kann, ihm also kraft der Verwandlung möglich wird, was er vorher nicht konnte.

Karl Barth meinte dagegen, die Auferstehung werde eine Verherrlichung gerade dessen sein, was ihn in diesem Leben behindert und sein Leid ausgemacht hat. Er sah es analog zum Kreuz, das nach Jesu Auferstehung gerade nicht ab- und weggetan, sondern verherrlicht wurde. Denn das Holz des Fluches wurde zum Segen der Menschen. Der Inbegriff der Niederlage verwandelte sich in ein Siegeszeichen. Gott selbst machte das abscheuliche Kreuz zur Stätte der Versöhnung und Hoffnung, zum Ort des ewigen Lebens.

 

Leben in der Auferstehung wäre demnach nicht die Vollkommenheit und Fülle all dessen, was uns in diesem Leben gefehlt hat und wir schmerzlich entbehrt haben. Es ist keine idealisierte Welt, keine Verlängerung irdischen Lebens in einen Idealzustand. Vielmehr eine Verwandlung, die uns die Augen öffnet dafür, dass gerade das, was wir hier entbehren und Gegenstand größter Betrübnis ist – dort verherrlicht und Gegenstand der Fülle und Freude wird. Unser Kreuz wird (analog zum Kreuz Jesu) im Auferstehungsleben unser Ehrenkleid.

 

Über solche Fragen nachzudenken wie die beiden Theologen, mag spannend sein. Doch ist es ganz und gar unnötig, sich über das Wie des Auferstehungslebens den Kopf zu zerbrechen. Es genügt, von der Bibel her festzuhalten, dass wir niemals tiefer fallen können als in Gottes Hand, weder im Leben noch im Tod, und dass es noch Räume gibt jenseits der Todeslinie, wie es in Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ heißt:

 

 

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegensenden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

07.09.2018
Dietrich Heyde