Morgenstimmung

Wort zum Tage
Morgenstimmung
13.09.2016 - 06:23
07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Sechs Uhr früh. Der Wecker klingelt und ich tauche langsam aus meinen Träumen auf. Die letzten Bilder klingen nach, mein Bewusstsein erwacht. Ich höre draußen die Vögel zwitschern. Ein neuer Tag. Sie begrüßen ihn mit ihrem fröhlichen Jubilieren.

Ich drehe mich aus dem Bett und schlüpfe in meine Pantoffeln. Von unserem Badezimmerfenster aus kann ich zu dieser Jahreszeit den Sonnenaufgang bewundern. Prachtvoll färbt die Sonne die Wolken. Noch ist sie nicht da und ein wenig ist es, als würde die Welt erwartungsvoll den Atem anhalten. Dann schlüpft der erste Sonnenstrahl über den Horizont. Sonnenlicht durchflutet die Welt. Ich atme ein und fühle wie frische Luft meine Lungen füllt. Morgenstimmung. Ein neuer Tag, unberührt, voller Verheißung.

 

„Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Die Nacht ist verflattert. Ein neuer Tag, von deiner Liebe. Herr, ich danke Dir!“

 

Der Beginn eines Gebets aus Afrika. Heute fühle ich mich genau so. Ich würde gerne meine Arme weit ausstrecken, die Welt umarmen, den Himmel berühren und Gott so für diesen neuen Tag danken!

 

Was der Tag mir bringt? Ich weiß es noch nicht. Erst einmal will ich frühstücken, die Zeit mit meinem Mann genießen, jene ruhigen Augenblicke am Morgen, die ganz uns gehören. Und dann werden wir den Losungstext für diesen Tag in der Bibel aufschlagen, die Hände falten, Gott um seinen Segen für den Tag bitten, für all unsere Vorhaben, für die Menschen, die uns begegnen, für die Aufgaben, die dieser Tag uns stellt.

 

Eine Stunde später läuten die Glocken unserer Kirche. Sie rufen die Menschen im Dorf zum Morgengebet. „Denke daran: dieser Tag ist Gottes Geschenk an dich, Lebenszeit, die du gestalten und mit Gutem füllen kannst.“ Die Kinder sammeln sich an der Bushaltestelle unter den großen Bäumen, die Eltern starten – spätestens jetzt – in den Tag, die Großeltern machen einen Gang durch ihren Garten, lassen die Hühner aus dem Stall, füttern die Hasen und planen, was sie an diesem Tag tun werden, und sagen Gott „Danke!“, dass sie früh aufgewacht sind. Geschenkte Lebenszeit. Ein neuer Tag.

 

Heute bin ich erwartungsvoll gelassen. Dienstags habe ich morgens meist ein paar Stunden Zeit, um an meinem Schreibtisch zu arbeiten, Texte zu schreiben, Pläne zu machen, Telefonate zu führen. Ich nehme mir vor, eins nach dem anderen zu erledigen und erst mal das Wichtige und Unwichtige zu sortieren.

Kostbar ist dieser Tag. Lebenszeit, Zeit für die Menschen, denen ich begegne, Zeit für die Liebe und das Miteinander, Zeit zum Gestalten, Zeit für das Wesentliche.

Ein neuer Tag, von deiner Liebe. Herr, ich danke dir!

07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh