Morgenstimmung

Wort zum Tage
Morgenstimmung
Danke, Gott!
27.02.2018 - 06:20
11.01.2018
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh
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Der Morgen dämmert, der Himmel wird langsam hell. Selbst durch das geschlossene Fenster kann ich die Wildgänse hören, die auf den Wiesen um das Bauernhaus in dieser Nacht Rast auf ihrem Zug von Süden nach Norden gemacht haben. Sie begrüßen mit ihren heiseren Rufen den neuen Tag.

 

Mich lockt der frische Morgen. Ich ziehe meine Jacke an, nehme die Hundeleine, lache über die schwanzwedelnde Freude meiner kleinen Freundin und gehe hinaus in den kalten Wintermorgen. Hier und da schwebt der Nebel über Feldern und Wiesen. Dann wird es im Osten immer heller, die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über den Horizont und taucht dann die ganze Welt in helles Winterlicht. Links liegt der Baggersee, rechts die Wiese, auf der die Wildgänse zu Hunderten übernachtet haben und nun das Gras zupfen. Einige stehen mit erhobenem Kopf da, beäugen mich argwöhnisch, ordnen mich und den Hund in dieser Entfernung als ungefährlich ein. Beruhigendes Glucksen erfüllt die Luft. Ich bewundere die Tiere in ihrem grauen Federkleid mit ihren leuchtend orangen Schnäbeln. Wie schön sie sind! Und dann kommen sie in Bewegung. Als hätte jemand ein geheimes Signal gesandt, fliegen sie auf, ihre heiseren Rufe gehen von einer zur anderen und sie bilden im Flug die v-förmige Formation, die ihnen hilft, beieinander zu bleiben und Kraft zu sparen. Ehrfurchtsvoll stehe ich da und sehe zu, wie sie starten, kraftvoll, schnell an Höhe gewinnend, in einer geheimen Ordnung, die jeder Gans genug Raum gibt. Wie die Welt wohl von da oben aussieht?

 

Ich atme tief durch, genieße die klare Winterluft, bewundere wie die Sonne die Nebel auf den Feldern und über dem See langsam auflöst, spüre ihre Wärme angenehm auf meiner Haut und setze meinen Weg fort. Die Welt ist wie frischgewaschen. Eine Zaubernuss hat ihre Blüten entfaltet und die Weide schon Kätzchen angesetzt. Der Frühling schickt seine ersten Boten.

In diesen Momenten kann ich von Herzen dem zustimmen, wie der Schöpfungsbericht der Bibel auf die Welt sieht: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte. Und siehe, es war alles sehr gut.“ (1. Mose 1,31) Ja, Gott hat das alles wunderbar geordnet, den Flug der Wildgänse, den Wechsel der Jahreszeiten, das Zusammenspiel von Wasser, Erde, Sonne und Luft. Gottes Schöpfung. Ich bin mitten drin und ein Teil davon und darf sie an diesem Morgen tief atmend genießen. Ein neuer Tag liegt vor mir. Offene Zeit, voller Verheißung. Danke, Gott!

11.01.2018
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh