Not sehen und handeln!

Wort zum Tage
Not sehen und handeln!
26.05.2017 - 06:20
24.05.2017
Pfarrer Jörg Machel

Vor etwa ei­nem Jahr be­kam ich Post von ei­nem Rechts­an­walt. Der teil­te mir mit, dass eine Frau aus Süd­deutsch­land mir ein Drit­tel ih­res Bar­ver­mö­gens ver­erbt hat­te, da­mit ich es an Men­schen wei­ter­ge­be, de­nen es elend geht, so wie den Schütz­lin­gen der Mut­ter Te­re­sa! So stand es in ih­rem Ver­mächt­nis.

 

Ich war völ­lig über­rascht und sah erst mal kei­ne Ver­bin­dung zwi­schen mir und die­ser Frau. We­gen ih­rer Be­zug­nah­me auf Mut­ter Te­re­sa kam mir eine Idee. An­läss­lich ih­res To­des hat­te ich die „Ge­dan­ken zur Wo­che“ im Deutsch­land­funk die­ser en­ga­gier­ten Ar­men­für­sor­ge­rin ge­wid­met. Das war im Sep­tem­ber 1997 (12.9. GzW; 5.9. To­des­tag). Dem Schrei­ben des Rechts­an­walts war au­ßer­dem zu ent­neh­men, dass das Te­sta­ment mit die­sem Ver­mächt­nis nur we­ni­ge Tage nach mei­nem Ra­di­obei­trag auf­ge­setzt wor­den war. Nun be­gann ich zu re­cher­chie­ren.

 

In der Sen­dung hat­te ich da­von er­zählt, dass ich im Ster­be­haus der Mut­ter Te­re­sa bei der Es­sen­aus­ga­be ge­hol­fen habe und wie sehr be­rührt und gleich­zei­tig über­for­dert ich von die­sem Ein­satz war. Und tat­säch­lich fand ich in mei­nen Un­ter­la­gen die No­tiz un­se­rer Kü­ste­rin, dass eine Frau mit die­sem Na­men nach der Sen­dung in mei­ner Ge­mein­de an­ge­ru­fen hat­te, um sich zu be­dan­ken. Das Schick­sal der Men­schen in Kal­kut­ta habe sie sehr be­wegt, ließ sie mir aus­rich­ten.

 

Jetzt, zwan­zig Jah­re spä­ter, hat­te ich zu ent­schei­den, wie mit ei­ner Spen­de über fast 8.000 Euro um­zu­ge­hen sei, so dass es dem Wil­len die­ser Frau ent­spricht. Am Hei­lig­abend konn­te ich dann die eine Hälf­te des Gel­des di­rekt an die Schwe­stern der Mut­ter Te­re­sa wei­ter­ge­ben, die hier in Kreuz­berg eine Sup­pen­kü­che für Be­dürf­ti­ge be­trei­ben und im­mer auf Spen­den an­ge­wie­sen sind, da­mit sie ih­ren Gä­sten et­was vor­set­zen kön­nen. Die an­de­re Hälf­te geht nach Süd­afri­ka. Das Geld fließt dort in das Pro­jekt „iT­hem­ba La­ban­tu“, das heißt: „Hoff­nung für die Men­schen“. Es be­fin­det sich in Pilip­pi, ei­nem Towns­hip in der Nähe von Kap­stadt und wird vom Ber­li­ner Mis­si­ons­werk un­ter­stützt. Kin­der be­kom­men zu es­sen, es gibt ei­nen Kin­der­gar­ten und eine Schu­le, Ju­gend­li­che er­hal­ten eine Be­rufs­aus­bil­dung und in klei­nen Ma­nu­fak­tu­ren wer­den Pro­duk­te für un­se­re Welt­lä­den hier pro­du­ziert.

 

Vor dem Mi­kro­fon geht es mir nicht an­ders als ei­nem Leh­rer vor sei­ner Klas­se oder El­tern mit ih­ren Kin­dern am Früh­stück­stisch, ich weiß nicht, was mei­ne Wor­te be­wir­ken. Vor lan­ger Zeit habe ich von Men­schen in Not er­zählt und eine Hö­re­rin am Ra­dio hat die­se Not wahr­ge­nom­men und zu ih­rem  ganz per­sön­li­chen An­lie­gen ge­macht. Zwei Jahr­zehn­te spä­ter pro­fi­tie­ren arme Men­schen in Ber­lin und Süd­afri­ka von ih­rem Mit­ge­fühl.

 

Schlech­te Nach­rich­ten sind an der Ta­ges­ord­nung, auch in die­sem Mor­gen­pro­gramm. Ich freue mich, (Ih­nen) die­se gute Nach­richt wei­ter­er­zäh­len zu können.

24.05.2017
Pfarrer Jörg Machel