Petrus gibt Antwort

Wort zum Tage
Petrus gibt Antwort
16.03.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel

Jesus will von seinen Jüngern wissen: „Wer sagt ihr, dass ich sei?“ Der erste antwortete und sprach: „Du bist der Logos, der dem Vater als seine Vernunft innewohnt.“ Der zweite fügte hinzu: „Du bist das Woher und Wohin unseres Umgetriebenseins.“ Jesus aber antwortete und sprach: „Wie bitte?“

 

Manche Theologen reden so kompliziert von Jesus, dass der das nicht einmal selbst verstünde, das will der Witz wohl sagen. In der Bibel antwortet Petrus ganz einfach. Er sagt: „Du bist der Messias, der Gesalbte.“ Der Satzbau ist einfach, aber wird der Inhalt dadurch wirklich verständlicher?

 

Christen sagen: „Jesus ist der Sohn Gottes.“ Doch wieder stelle ich die gleiche Frage, macht mich diese Antwort klüger? Mir helfen all diese Hoheitstitel nicht weiter. • Jesus der Sohn Gottes, • Jesus der Messias, • der Heiland, • der Auferstandene – Keiner dieser Begriffe erklärt sich mir von allein. Immer möchte ich wissen, was diese Zuschreibungen für den bedeuten, der mir Jesus da mit großen Worten anpreisen will.

 

Für mich ist Jesus der Mensch, der seine Mitmenschen so wahr nimmt, wie eigentlich nur Gott sie zu sehen vermag: Unverstellt, ohne Vorurteile, mit einem Blick mitten ins Herz. Wenn ich total versage, so sieht er die Gründe. Und selbst dort, wo ich mir nicht verzeihen kann, wird er mich trösten. Er wird mir eine Tür öffnen, damit ich aus dem Käfig meiner Selbstanklagen herauskomme und wieder leben kann.

 

Jesus war ein wirklich freier Mensch. Er hat sich nicht an den Urteilen und Vorurteilen seiner Mitmenschen abgearbeitet. Er hatte einen unmittelbaren Bezug zu Gott und das hat ihn stark gemacht. Jesus hat die Verletzungen seiner Eltern nicht mit sich herumgeschleppt. Für die Kränkungen der Vorfahren musste er sich nicht rächen. Der Jesus, von dem die Bibel erzählt, ist der erlöste Mensch, so wie Gott ihn sich gedacht hat.

 

Würde man Petrus bitten, sein „Messiasbekenntnis“ verständlicher auszudrücken, dann würde er vielleicht sagen: „Ich habe Jesus verraten und er hat mich trotzdem nicht aufgegeben. Jesus meinte sogar, dass aus mir ein guter Seelsorger werden wird, weil ich erfahren und durchlitten habe, was das heißt, zu versagen.“

 

Jesus preist nicht den perfekten Menschen. Denen, die alles daran setzen, immer perfekt zu sein, begegnet er mit Skepsis. Jesus schätzt vielmehr die Leute, die aus ihren Fehlern lernen und die gnädig mit den Fehlern ihrer Mitmenschen umgehen. Das sind für ihn die wahren Vorbilder. Nur das hat Petrus groß gemacht.

11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel