Reik

Wort zum Tage
Reik
Geschichten von Obdachlosen
17.01.2019 - 06:20
06.12.2018
Barbara Manterfeld-Wormit
Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen

Reik stammt aus Thüringen. Er ist gelernter Betriebsschlosser. Als junger Mann diente er in der Nationalen Volksarmee. Dann landete er auf der Straße. Gerade wohnt er in einem Heim für Wohnungslose der Berliner Stadtmission. Er trinkt:

Ja, da gab es nen Anlass: Das war damals 1990 durch den Tod von meinem leiblichen Vater, den ich n Jahr vorher kennengelernt habe. Meine Mutter, die konnt ich nicht mehr kennen lernen. Die hat sich 72 schon das Leben genommen aus was für Gründen auch immer. Nach dem Bruch dann eben mit den Großeltern hab ich denen gesagt: Wisst ihr was: Ich zieh aus, pack meine ganzen Sachen zusammen und Tschüss! So: Hab ich mir nen Zelt gekauft und bin weg. Zwanzig war ich da.

 

Das Leben auf der Straße ist hart – gut, wenn man nicht ganz auf sich alleine gestellt ist:

Ich hab in Köln habe knapp anderthalb Jahre auf der Straße gelebt bei minus 14, 15 Grad. Den Kumpel, den hab ich dann nach ca. 11 Jahren erst mal wieder getroffen. Er hat mich erst nicht erkannt. Er hat mich dann angesprochen: Ja, sag mal, Reik, bist Du das? Sag ich: Na klar, immer noch! In Köln hatte ich mal einen kennengelernt oben auf der Domplatte direkt am Kölner Dom, der hatte mir dann ein paar Plätze gezeigt, wo man schlafen kann. Da sind wir dann abends auch immer zusammen hingegangen, so dass man immer halbwegs gegenseitig Sicherheit hatte. Auch hier in Berlin hab ich das gemacht gehabt so knapp 2 ½ Monate und da hab ich mich immer alleine in extrem dunkle Ecken dann verzogen, so dass man da wirklich nicht irgendwie großartig was sieht, dass da irgendjemand is, nicht dass man einen dann sozusagen über‘n Schädel gezogen kriegt, weil das is n bisschen riskant. Erst recht hier Berlin.

 

Gibt es so etwas wie Glück auf der Straße?

Wann is n Tag n guter Tag? Wenn ich irgendwie was extrem Positives mal erlebe, weil ich bin eigentlich von Haus aus Pessimist. Schon immer. Und dann, wenn‘s eben besser wird, ok. Dann hab ich wenigstens 'n Grund mich zu freuen.

 

Von was für einer Zukunft träumt Reik?

Der Kumpel will selber jetzt n kleines Haus kaufen für vier Personen. Und das wollen wir selber dann mit aus und umbauen und das würde ich mir dann auch mit wünschen, dass es auch dann mit über die Bühne geht. Also handwerklich bin ich auch zum Teil mit begabt, zwar nicht alles komplett, was Haus und Hof betrifft, aber einiges kann ich schon, so und das würde ich mir dann auch wünschen, dass es dann jetzt auch die nächsten Jahre über die Bühne geht.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

06.12.2018
Barbara Manterfeld-Wormit