Tag der ersten Hilfe

Wort zum Tage
Tag der ersten Hilfe
11.11.2015 - 06:23
25.06.2015
Militärdekan Dirck Ackermann

Heute ist Martinstag, für mich ein besonderer Tag. Nicht zuletzt, weil ich in Kiel Pastor an der Martinskirche war.

Jedes Jahr zogen wir mit Kindern und Eltern durch unseren Stadtteil. Jedes Kind trug eine Laterne in der Hand, viele Kinder und Eltern hatten sie selbst gebastelt. Einigen Laternen sah man an, wie viel Zeit und Mühe es gebraucht hatte, um sie herzustellen Nun erleuchteten diese kleinen Kunstwerke die Dunkelheit. Meist war es kühl und ungemütlich an diesem Novembertag. Die Lebendigkeit der Kinder, die Lieder, die wir sangen, die vielen Kerzenlichter, das tat gut. Es kam mir so vor, als ob wir in dieser trüben Novemberzeit die Welt mit unseren Laternen und unseren Gesängen ein wenig heller und fröhlicher machten.

Am Schluss trafen wir uns in unserer Martinskirche. Dicht an dicht beieinander, Kinder und Eltern, großes Geschnatter, große Aufregung. Nach dem langen Spaziergang durch den kühlen Novemberabend tat die Wärme der Kirche gut.

 

Dann erzählten wir, spielten wir, erlebten wir die Geschichte von Martin von Tours. Als römischer Offizier tut er Dienst in der Stadt Amiens. An einem kühlen Winterabend ist er auf Patrouille mit seinem Pferd. Der kalte Wind pfeift ihm entgegen. Nur sein warmer Mantel schützt ihn vor der empfindlichen Kälte. Plötzlich schreckt sein Pferd vor einem Schatten am Wegesrand. Martin, der Soldat, erkennt sofort die Lage. Es ist keine Gefahr, die da lauert. Es ist ein armer Mann, der dort eingekauert liegt – ausgezehrt , gezeichnet vom langen Ausharren in der Kälte. Martin sieht: Der Mann braucht Hilfe, schnelle Hilfe. Ohne langes Zögern streift er seinen Mantel ab und teilt ihn mit dem Schwert. Die eine Hälfte behält er für sich, die andere gibt er dem armen Mann, damit er sich wärmen kann. Noch bevor der sich bedanken kann, springt Martin auf sein Pferd und reitet davon.

So oder ähnlich haben wir die Geschichte am Martinstag gehört, so erzählen sie viele jedes Jahr aufs Neue. Bei aller Vertrautheit hält sie im Kern übrigens eine echte Überraschung fest: Dieser Soldat lässt einem bedürftigen Menschen schnell und unkompliziert Hilfe zukommen. Ja einer, der auf dem hohen Ross sitzt, hat ein Herz für den, der unten am Boden ist.

 

An diesem Tag habe ich oft erlebt, wie man eine dunkle und kalte Zeit ein wenig heller und wärmer machen kann. Indem man gemeinsam leuchtet. Und indem man dieses Bild zum Leuchten bringt: Es gibt schnelle und unkomplizierte Hilfe für Menschen, die sie nötig haben. Manchmal ganz überraschend.

25.06.2015
Militärdekan Dirck Ackermann