Visionen

Wort zum Tage
Visionen
10.04.2021 - 06:20
31.03.2021
Barbara Manterfeld-Wormit
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Ich habe einen Traum: Wenn meine Stimmung sinkt, wenn mir das Warten auf ein Ende des Lockdowns zu schwerfällt, wenn mich die Geduld verlässt oder die Langeweile überfällt, dann träume ich. Mitten am Tag male ich mir dann aus, wie das sein wird, wenn unser Leben wie-der zur Normalität zurückkehrt. Ich stelle mir vor, wie sich das anfühlt, wie es klingen und wonach es schmecken wird. Bunte Bilder sind das dann, schöne Bilder. Die Stimmung ist leicht und heiter. Ein Traum von Sommer – mitten im Winter. Ich stelle mir vor, wie ich mit Freun-den zusammen sitze: Der Tisch ist gedeckt, wir lachen und sind vergnügt und stecken die Köp-fe zusammen. Kein Abstand, nein. Man darf sich umarmen, sich anlehnen, einander die Hand geben. Und zusammen Musik machen. Was für eine Freude, wenn morgens der Wecker klin-gelt – endlich wieder Schule und zwar richtig! Am Nachmittag geht es ins Schwimmbad – und in den Ferien an die Ostsee. Die Ballettschule hat geöffnet und die Großen dürfen wieder Tan-go tanzen. Und am Wochenende mit Freunden einen Kaffee trinken – einfach so – in einem Café! In der Kirche ist wieder Gottesdienst mit echten Liedern – jeder kann mitmachen. Es wird getauft, was das Zeug hält, und Paare werden getraut – auch die vielen, die ihre Hoch-zeit verschieben mussten. Und auch am Altar ist der Tisch wieder gedeckt für alle. Abendmahl ist wieder möglich und Gemeinschaft. Am meisten aber träume ich von den Gesichtern, die wieder frei und offen sind. Man darf wieder lachen, darf wieder grüßen – und jeder kann es sehen! Ich habe einen Traum!

Ein Traum ist mehr als Alles wird wieder wie früher. Wer will das schon? In der Bibel haben Menschen Visionen, sie träumen groß und in leuchtenden Farben. Sie träumen von einer Zu-kunft, die schöner, höher und weiter ist. Sie träumen von einer anderen Welt.
Ich träume von einer Welt, in der die Rücksicht bleibt, die wir in den vergangenen Monaten eingeübt haben. In der die Freude bleibt über das vermeintlich Kleine und Selbstverständliche. In der weniger mehr ist. Ich träume von einer Welt, in der Gemeinschaft das Wichtigste ist und bleibt. Die teilen kann und Anteil nimmt. 
Ich träume nicht davon, dass alles wieder wird, wie es war. Ich träume von einem neuen Himmel und einer neuen Erde.
 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

31.03.2021
Barbara Manterfeld-Wormit