Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen
Ich singe gerne „Es kommt ein Schiff geladen“. Dieses alte Adventslied hat für mich etwas zutiefst Tröstliches. Auch eine gewisse Schwere… die ich mag. Das Schiff als Symbol für die junge Frau, die das göttliche Kind bringt.
Es kommt ein Schiff geladen bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
Es kommt. Ich mag das. Dass das Schiff immer noch erst kommt, immer noch unterwegs ist, weiter und immer weiter. Das Leiden ist noch immer nicht verschwunden. Und das Segel ist immer noch die Liebe. Maria bringt das göttliche Kind weiter zur Welt. Und alle Stürme geschehen weiter wie immer, alles Glück, alles Unglück - alles wie immer. Das Leben geht einfach weiter. Aber das Schiff kommt.
Ich entdecke das Motiv immer wieder auf alten Altarbildern. Da kommt der Engel zu Maria. Mit seiner Botschaft: Siehe, du wirst schwanger werden und ein Kind gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Und im Hintergrund ist eine Landschaft zu sehen, da fließt ein Fluss wie vom Himmel herab und auf dem Fluss fährt ein Schiff. Als würde dieses Kind vom Himmel übers Wasser zur Maria und zur Welt kommen.
Und unwillkürlich summe ich die Melodie „Es kommt ein Schiff geladen“. Das Schiff trägt für mich verschiedene Namen: Arche Noah oder: Schilfkästchen auf dem Nil. Oder auch: SeaWatch4.
Es kommt ein Schiff geladen bis an sein höchsten Bord. Und ich schaue auf dieses Schiff. Es kommt aus einer anderen Welt. Es bringt mir etwas aus weiter Ferne. „Es trägt ein teure Last“.
Es ist mit Gottes Geheimnissen gefüllt. Ich weiß nicht genau, was es sein wird, aber ich sehne mich danach.
Das Schiff kommt ohne Getöse, ganz ruhig. Und für einen Augenblick ist es da. An meinen Ufern.
Wie in den folgenden Zeilen von Elisabeth Borchers:
Es kommt eine Zeit
da wird es still
Da gehn die Lichter auf
da kommt ein Wind
ruft nach dem Fährmann
Der träumt den Traum
vom goldnen Schiff
Das Schiff hat eine
große Fahrt bei Nacht
Es geht von Haus zu Haus
Es fährt die Straßen auf und ab
Es kommt durch alle Länder
Es kommt durch alle Stuben
Da bleibt ein goldner Schein zurück
Elisabeth Borchers, Aus: Und oben schwimmt die Sonne davon, 1965.
Es gilt das gesprochene Wort.