Weihnachtsbesuche

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Janko Ferlic

Weihnachtsbesuche
mit Jörg Machel
30.12.2021 - 06:20
15.09.2021
Jörg Machel
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Als Jesus geboren wurde, standen die Besucher fast schon vor der Tür. Hirten aus der Umgebung kamen nach Bethlehem, um das Kind zu sehen. Selbst Könige waren angereist. In unseren Galerien gibt es für gewöhnlich eine ganze Reihe von Gemälden mit diesem Motiv. Dabei verwandelt sich die Ärmlichkeit der Kulisse unter dem Pinselstrich der Maler in ein romantisch anheimelndes Willkommensfest. Ein Kind ist geboren! Wahrscheinlich liegt allein darin schon die weltumspannende Faszination, die vom Weihnachtsfest ausgeht.

Doch was für das Jesuskind galt, sollte für jedes Neugeborene gelten. Jede Geburt ist ein Wunder: veranlasst zu staunen, zu jubeln, niederzuknien. Und es wäre angemessen, dass sich Besucher einfinden, um dem Neugeborenen ihre Aufwartung zu machen und ihm zu sagen: Mit dir kommt eine neue Chance in die Welt, wir hoffen auf dich, wir werden dir nicht im Wege stehen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Die Geburt eines Kindes ist so gesehen nicht nur eine Familienangelegenheit, sie ist ein Weltereignis. Doch bei aller durch die Weihnachtsgeschichte inspirierten Freude über die Geburt eines Kindes darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Eltern gar nicht in der Lage sind, ihren Kindern eine solche Startposition ins Leben zu ermöglichen. Sie sind mit sich und ihren Sorgen und ihren Verletzungen so beschäftigt, dass das Kind von Anbeginn in eine Randposition gerät und darin zu verkümmern droht.

Auch diese Eltern würden sich wohl über einen Besuch freuen, der ihnen in ihrer Not zur Seite steht. Keine Hirten und Könige, aber vielleicht würde die Nachbarin und der Kollege als Engel empfunden werden, die etwas Licht in die Tristesse der Überforderung bringen. Und wenn die dann sogar ein paar Aufmerksamkeiten oder Hilfsangebote mitbringen, die das Leben leichter machen, dann kommt vielleicht jener Glanz in eine schlichte Behausung, der schon die Kargheit des Stalls von Bethlehem auf den Gemälden überstrahlt hat.

Ich möchte mit dieser Morgenandacht an all die vielen Menschen denken, die sich selbst zu Patinnen und Paten für Kinder gemacht haben, die solch eine Patenschaft dringend brauchen. Ich selbst kennen einige von ihnen. Sie gehen zu Flüchtlingsfamilien, lesen in Kitas vor, geben Nachhilfestunden, besuchen Kinderhospize, laden Mütter ins Café ein und hören sich deren Sorgen an.

Jesus sagt einmal: Wer diesen Hungernden speist, diesen Durstigen tränkt, diesen Nackten kleidet, der hilft mir. Ich möchte hinzufügen: Auch wer Kindern Gutes tut, ist ganz nah bei dem in der Krippe, den wir in diesen Tagen ehren.

Es gilt das gesprochene Wort.

15.09.2021
Jörg Machel