Weihnachtsfrieden

Wort zum Tage
Weihnachtsfrieden
23.12.2017 - 06:20
01.11.2017
Militärdekan Dirck Ackermann
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Eigentlich wollten sie an Weihnachten wieder Zuhause sein - Erster Weltkrieg, 1914, Westfront. Doch diese Hoffnung hatte sich zerschlagen. Spätestens seit der Schlacht an der Marne war klar, dass sich das noch endlos hinziehen kann. So liegen sie nun da, eingegraben, um nicht durch die modernen Gewehre niedergemäht zu werden, die Nässe und Kälte durchzieht den ganzen Körper. Und dann dieser ständige Lärm der Geschütze und Gewehre, die Einschläge mal weiter entfernt, mal näher. Nun wenige hundert Meter entfernt die feindlichen Linien. Wie viele haben diese ersten Monate nicht überlebt, auf beiden Seiten nicht.

 

Doch es ist Heilig Abend. Tannenbäume wurden aus der Heimat geschickt. Naja, jedenfalls so etwas Ähnliches. Oft eher grünes Gestrüpp, das man nur mit Mühe einen Baum nennen kann. Notdürftig wird es geschmückt. Ein wenig Lametta aus Stanniolpapier, als Spitze dient der Pickel von der Pickelhaube. Geschenkpakete sind auch gekommen. Tabak, Bier, Gebäck. Festtagsvorbereitungen mitten im Krieg an vorderster Front.

 

An einigen Frontabschnitten haben sich die Gegner auf eine Waffenruhe während der Weihnachtstage geeinigt. Immerhin kein gegenseitiges Beschießen, wenn es schon kein Friede ist.

Doch dann ereignet sich an manchen Orten noch mehr.

An einem Fronabschnitt stellen die deutschen Soldaten ihre improvisierten Weihnachtsbäume auf die Schützengräben. Und singen Weihnachtslieder. Auch „Stille Nacht, heilige Nacht“ – in vielen Ländern bekannt. Dann hört man, wie britische Soldaten nach und nach in das Singen mit einstimmen: „Silent Night, holy Night“. Später dann nach vorsichtigen Annäherungen treffen sich Deutsche und Briten im Niemandsland. Sie tauschen Tabak aus, Christmas Pudding und Bier. Die Verständigung ist schwierig. Nicht jeder spricht die Sprache des anderen. Aber trotz aller Unbeholfenheit, man kommt aufeinander zu.

 

„Weihnachtsfrieden“ werden diese Ereignisse an Weihnachten 1914 später genannt. Eine Vielzahl von Geschichten wird erzählt, jede für sich sehr berührend. Manche auch belustigend: Deutsche und Engländer hätten in jenen Tagen gegeneinander Fußball gespielt - 3:2 für Deutschland.

„Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“ Wenn ich die bewegenden Erzählungen aus jenen Tagen lese, bin ich berührt; und staune, welche Wirkung die Botschaft von Weihnachten erzeugen kann.

01.11.2017
Militärdekan Dirck Ackermann