Wem gehört mein Leben?

Wort zum Tage
Wem gehört mein Leben?
02.02.2018 - 06:20
10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler
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Wem gehört mein Leben? Mir selbst natürlich, würde man spontan sagen. Ich bestimme, was ich mit meinem Leben mache. Welchen Beruf ich ergreife. Wo ich lebe und wie und mit wem. Ob ich rauche, wie oft ich ins Fitnessstudio gehe, was und wieviel ich bei facebook poste. Ich bestimme mein Leben. Es gab Zeiten, da haben meine Eltern darüber bestimmt, was ich anziehe, wann ich daheim sein muss und wann der Geldhahn fürs Studium zugedreht wird. Das ist lange her. Jetzt, als erwachsene Frau gehört mir mein Leben. Ich bestimme wo es langgeht.

Meistens jedenfalls. Nicht in allem. Mein Beruf zum Beispiel, da habe ich immer das Gefühl, der ist mir eher zugewachsen, ich bin da reingekommen, mit allem was dazugehört, sich wohlfühlen und auch mal kräftig hadern. Zuweilen wird mein Leben von einer Krankheit bestimmt, die ich nur schwer beeinflussen kann, von der ich lernen muss, dass sie jetzt anscheinend dazugehört. Manche, mit denen ich gerne hätte leben wollen, haben mich verlassen. Wie viel in meinem Leben gehört wirklich mir?

 

Für die Eltern von Jesus war völlig klar: Das Leben ihres ersten Sohnes gehört Gott. Nicht etwa, weil sie gleich gespürt haben: der ist was Besonderes, sondern weil es dem jüdischen Brauch entsprach, den Erstgeborenen Gott zu weihen. Und so sind sie 40 Tage nach seiner Geburt nach Jerusalem in den Tempel gegangen und das Baby Jesus wurde im Tempel dargestellt, so heißt das, also: den Priestern gezeigt und allen mitgeteilt: Das ist unser Erstgeborener. Heute am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, ist das Fest der „Darstellung des Herrn“, auch Mariä Lichtmeß genannt, weil heute in katholischen Kirchen die Kerzen für das kommende Jahr geweiht werden.

 

Wem gehört mein Leben? Gott? Das ist schon hochgegriffen. Freunden? Den alten Eltern? Der Partnerin? Mir selbst jedenfalls gehört es nicht so, wie ich mir das oft wünsche, das habe ich doch schon gemerkt in bald 50 Jahren. Was ich sagen kann, ist, wem es nicht gehören soll: Menschen, die mich nur benutzen, der Oberflächlichkeit, den schnellen Antworten, der Monotonie, der Selbstdarstellung.

 

Seine Eltern haben Jesus nach seiner „Darstellung“ im Tempel wieder mit nach Hause genommen. Bekanntlich ist er kein Priester geworden. Jesus ist ein freier Mensch geworden. Er ist dahin gegangen, wo es ihn hingezogen hat, wo er gespürt hat: da fehlt die Liebe. Da gehören Menschen den Erwartungen und Verpflichtungen und den Zwängen – nicht sich selbst, nicht Gott. Ihnen hat er gesagt: Ihr seid so viel mehr.

10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler