Wer groß sein will

Wort zum Tage
Wer groß sein will
23.05.2019 - 06:20
28.02.2019
Autorin des Textes: Angelika Scholte-Reh
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„Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener!“

Dieses Jesuswort aus dem Matthäusevangelium zitiert die Barmer Theologische Erklärung 1934 in ihrer vierten These.

„Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener!“

Damit wird begründet, dass es in der Kirche keine Herrschaft des einen über die andere geben soll und auch keinen Alleinvertretungsanspruch der einen oder des anderen für die Kirche.

 

Das Gesicht der Kirche in einem der Dörfer unserer Region ist nicht der Pfarrer. Das Gesicht der Kirche ist Hilde Gulden. Sie kümmert sich um das Kirchgemeindehaus, ruft die Seniorinnen und Senioren an und erinnert an das Kirchencafé. Sie weiß, wer wen zum Geburtstag besuchen könnte. „Gemeinde, das sind wir!“ sagt sie und bringt dann diesen oder jene dazu, sich mit seiner oder ihrer Kraft zu beteiligen, jemanden zum Gottesdienst abzuholen, einen Kuchen zu backen, die Tische aufzustellen oder wegzuräumen. Wenn dann jemand „Danke!“ sagt, antwortet sie „Das tue ich doch für meinen Herrgott!“ Und selbstverständlich fragen alle sie, wenn etwas am Kirchgemeindehaus gemacht, verändert, getan werden soll. Sie herrscht nicht und ist eben doch als die „Mutter Kirche“ in ihrem Dorf respektiert.

 

Nicht, wer am lautesten schreit oder anderen seinen Willen aufzwingt, ist respektiert. Auch das gibt es in der Kirche: Menschen die bestimmen und von ihrer Macht nichts abgeben wollen, die Angst haben, nicht mehr wichtig zu sein. Das mündet allzu oft in Rechthaberei, gegenseitige Ausgrenzung und Abwertung.

 

„Wer unter euch groß sein will …“

„Gemeinde, das sind wir alle!“ Hilde Gulden war viele Jahrzehnte im Gemeindekirchenrat und hat Pfarrer kommen und gehen sehen. Wenn „ihr“ Kirchgemeindehaus gut mit Menschen gefüllt ist, Lieder erklingen, von Gott gesprochen wird, wenn Menschen miteinander im Gespräch sind und Gemeinschaft entsteht, ist ihr Herz froh. „Wir alle miteinander …“ sagt sie oft und „jeder an seinem Platz.“ Darum ist ihr der Frieden in der Gemeinde wichtig und sie wird nicht müde, daran zu erinnern, wenn sie das Kirchencafé mit einem nachdenklichen Text beginnt. So wie neulich.

Da waren es Worte des Schriftstellers Henri Nouwen:

„Habe ich heute Frieden angeboten?

Habe ich ein Lächeln auf jemandes Gesicht gezaubert?

Habe ich Worte der Heilung gesagt?

Habe ich meinen Ärger und meinen Groll losgelassen?

Habe ich vergeben?

Habe ich geliebt?

Dies sind die wirklich wichtigen Fragen.“

 

Ja: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener!“

 

Es gilt das gesprochene Wort.

28.02.2019
Autorin des Textes: Angelika Scholte-Reh