Wie wir beten können

Wort zum Tage
Wie wir beten können
12.09.2016 - 06:23
07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Wow – Ach – Danke – Bitte.

Diese vier Worte, verbunden mit je einer kleinen Geste, umfassen für mich, wie Beten geht. Und so erkläre ich es den Kindern der Gemeinden, in denen ich Pfarrerin bin. Und freue mich jedesmal, wenn mich deren Eltern darauf ansprechen. Als würden mit diesen vier Worten nicht nur die Kinder ihre Scheu überwinden und verstehen, wie wohltuend, entlastend, ermutigend und hoffnungsvoll Beten ist.

Wow – Ach – Danke – Bitte.

 

Wow. Weit öffne ich die Arme, und die Kinder tun es mit mir, als wollten wir die Welt und den Himmel umarmen.

Ich staune, Gott, über die Schönheit deiner Welt. Ich staune über das grünende Wachsen, das duftende Blühen, das wohlschmeckende Reifen. Ich staune über das Wunder, dass es Kinder gibt und über das große Geschenk der Liebe zwischen den Menschen.

Wow. Wie wunderbar ist deine Welt, Gott!

 

Ach. Ich lege meine rechte Hand auf meine linke Brust, dahin, wo mein Herz ist.

Ach, Gott, ich komme zu dir und klage. So oft ist mein Leben nicht vollkommen. Ich würde so gerne Gutes tun und scheitere an meinem eigenen Anspruch, bin ungeduldig, verletze andere, werde schuldig. Ach, Gott. Und dann gibt es da die Momente, in denen andere mich verletzen, in denen ich Angst habe und zornig werde. Ach, Gott, unsere Welt ist wirklich nicht perfekt und ich bin es auch nicht. Doch du nimmst mich so an, wie ich bin, und zu dir kann ich auch mit meinen schwierigen Seiten und mit dem Dunkel in meinem Herzen kommen.

 

Danke. Ich hebe meinen Blick zum Himmel und hebe meine geöffnete Hand an die Stirn, als wollte ich Gott mit dieser Geste grüßen.

Danke, Gott, für die Liebe und die Menschen, mit denen ich verbunden bin. Danke, Gott, für alles Gute, für den Segen, den ich erfahre. Danke, Gott, dass du mich gestern auf der Autobahn in der brenzligen Situation bewahrt hast. Danke, Gott, dass du mein Vorhaben mit Erfolg gekrönt hast. Danke, Gott, dass Du uns Gemeinschaft schenkst und Weitherzigkeit und Miteinander. Wie reich wir sind! Danke, Gott!

 

Bitte. Ich strecke meine leeren Hände Gott hin, erwartungsvoll. Und manchmal spüre ich, wie sie warm werden, als würde die Liebe Gottes sie füllen.

Bitte, Gott! Ohne deinen Segen sind all unsere Versuche nur Stückwerk. Bitte, segne unser Tun, berühre unsere Herzen mit deiner Liebe, behüte die, die wir lieben, bewahre uns auf unseren Wegen und lass uns deine Nähe spüren, heute, morgen, für alle Zeit.

 

Wow – Ach – Danke – Bitte.

Mehr braucht es nicht für ein Gebet. Und alle meine Gedanken haben darin Raum, offen für Gott.

07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh