Anpfiff für einen Traum

Anpfiff für einen Traum
Pastor Christian Rommert
16.06.2018 - 23:35
05.02.2018
Christian Rommert

Ja, jetzt rollt der Ball wieder! Endlich! Endlich Fußballweltmeisterschaft. 32 verschiedene Nationen und die ganze Welt fiebert mit. Ich liebe die Fangesänge, zum Beispiel der Isländer, das "Huh" und das Klatschen und ich liebe den Moment, wenn die Nationalhymnen gespielt werden. Manchmal werden sie leidenschaftlich mitgebrüllt wie bei den Engländern, und manchmal klingen sie ganz feierlich wie bei uns Deutschen. Ich liebe es, wenn ich die verschiedenen Menschen auf dem Platz sehe, die alle zusammen ein Ziel haben. Verschieden – und doch zusammen. Das ist für mich ein Bild dafür: So hat Gott diesen Planeten geschaffen: bunt, farbenfroh, vielfältig, sehr vielfältig. Sieben Milliarden Menschen und keiner gleicht dem anderen. Das ist Gottes Programm für diesen Planeten, das ist extra, das ist keine Panne.

Die deutsche Nationalmannschaft war lange Zeit ein Musterbeispiel dafür, wie weit wir mit Vielfalt kommen können. Und jetzt sehen wir auch hier: Das Miteinander ist doch nicht so einfach. Es ist anstrengend. Nicht alle in unserer deutschen Nationalmannschaft scheinen zu wissen, wer ihr Präsident ist. Ein Foto mit zwei Spielern und dem türkischen Präsidenten – das macht mich ratlos. Und "die Welt zu Gast bei Freunden"? Wirklich? Klingt der Slogan des Sommermärchens 2006 nicht inzwischen etwas Welt-fremd? Viele wollen vielleicht gar nicht so vielfältige Freunde. Die Vielfalt von Gottes Welt – so toll sie ist – sie ist eine Herausforderung. In der Nationalmannschaft und zum Beispiel auch in meinem Stadtteil.

So wie Jogi die Mannschaft jetzt zusammenhalten muss, das ist sein Job, so müssen wir den Weg der Vielfalt gestalten, das ist unser Job. Und eine riesige Aufgabe. Die spannende Frage für die nächsten Wochen lautet: Wird das Team um Jogis Jungs trotzig "Jetzt erst recht!" sagen oder wird sich die Unruhe der letzten Wochen auf die Leistungen unseres Teams auswirken? Die spannende Frage für uns in den nächsten Jahren lautet: Stellen wir uns der Aufgabe, Vielfalt zu gestalten und sagen "jetzt erst recht!" oder denken wir still: Vielleicht doch besser Schluss mit Multikulti? In dieser Frage könnte uns ein Hinweis aus der Bibel helfen. Paulus schreibt: "Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden." Herausforderungen meistert man mit Geduld und Ausdauer. Und wenn wir erleben, dass Geduld und Ausdauer sich lohnen, dann macht das Mut. Und dann entsteht Hoffnung. Das weiß keiner besser als Jogi und seine Jungs. Und das gilt auch abseits des Spielfeldes.

Wird der Mut halten, auch wenn weitere Pfiffe kommen? Halten wir an der Idee einer demokratischen, vielfältigen Gesellschaft fest, auch wenn immer mehr rufen "Ich zuerst!" Herausforderungen mit Geduld begegnen – das empfiehlt Paulus. Ausdauer haben und herausfinden, was sich bewährt, auch wenn Multikulti anstrengend ist. Aus den Erfahrungen, die wir sammeln, wenn wir geduldig weitergehen, entsteht Hoffnung. Und diese Hoffnung geht nicht ins Leere. Sie ist die stärkste Kraft und die stärkste Motivation.

Ich wünsche Jogi und unserer Mannschaft von ganzem Herzen Erfolg. Ganz klar! Am liebsten natürlich: Finale! Und noch viel mehr wünsche ich der Vielfalt hier auf Gottes Planeten Erfolg. Und ich wünsche, dass wir auf diesem Weg geduldig bleiben.

05.02.2018
Christian Rommert