Blaues Wunder

Blaues Wunder
Pfarrer i.R. Alfred Buß
16.12.2017 - 23:55
21.12.2016
Alfred Buß

Nun beginnt der 3.Advent. Dann stellen wir Jahr für Jahr – bei mir daheim – die ersten Figuren der Krippe auf. Und die ist besonders: Sie hat gar keinen Stall, aber stattdessen einen Brunnen. Und warum? Das erzähle ich gleich.

 

Krippen habe ich schon als Kind gerne angeschaut. Sie zeigten mein Alltagsleben auf einem kleinen Bauernhof: Klar, zuerst die Tiere. Doch auch die Menschen kamen mir bekannt vor. In einem Hirten meinte ich meinen Onkel zu erkennen, in einem anderen einen Nachbarn. Die bäuerliche Arbeit bei Wind und Wetter hatte sich eingezeichnet in ihre Gestalt und ihr Gesicht. In Krippen spielte sich mein Alltag ab mit seinen Plagen und seinen Freuden.

Und doch war alles so anders und wunderbar. In der Futterkrippe ein neugeborenes Kind. Schutzbedürftiges Leben. Schon damals Gegenbild zu Gewalt und Lebensfeindlichkeit. Und dann der Engel und seine Botschaft. „Fürchtet euch nicht.“ Der Satz bringt die Geschichte erst richtig ins Rollen. Bis heute schließt er mir großes Kino auf:

Exotische Gäste kommen geritten, Sterndeuter aus dem Morgenland sind`s. Drei Könige hat der Volksglaube daraus gemacht und sieht sie als Vertreter aller Völker der damals bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa.

Schon als Kind malte ich mir aus, wie sie von weither kamen, dem Stern folgten auf der Suche nach Gott - Caspar, Melchior und Balthasar. Und angekommen bei der Krippe, herunterklettern von ihren Reittieren - vom Elefanten, vom Kamel, vom hohen Ross. Wie sie herunterkommen, um Gott anzubeten in der Zartheit des Kindes - mitten im Alltag der Welt.

Im Christuskind kommt Gott zu den Menschen aus allen Völkern. Als Gegenbild zu Gewalt und Lebensfeindlichkeit. Und die Völker haben’s verstanden. Gaben Maria in ihren Krippen ein koreanisches Gesicht oder ein mexikanisches, und mit ihr auch Josef und den Hirten. Das Christuskind ist ihnen geboren wie uns - in ihrem Alltag mit seinen Plagen und Freuden.

Und darum hat unsere Krippe einen Brunnen: Wir waren Gäste in einem tansanischen Dorf in den Usambarabergen. Hier hatten bisher– vor allem die Frauen - kilometerweit das Wasser angeschleppt, Tag für Tag. Nun kam endlich, endlich lebendiges Quellwasser aus der Leitung – von weither. Überschäumend war die Freude der Menschen. Sie schenkten uns die Brunnen-Krippe. Einfach so. Klar haben ihre Figuren afrikanische Gesichter.

Seitdem erinnert uns diese Krippe daran, dass unzählige Menschen weltweit keinen Zugang haben zu frischem Wasser. Geschätzte 850 Millionen immer noch nicht. Obwohl jeder Mensch Wasser braucht wie Luft zum Leben. Niemandem darf es abgegraben werden, weder durch zunehmenden Klimawandel, noch durch menschliche Willkür oder Gier.

Das Kind in der Krippe gibt dafür Kraft. Es steht aller Lebensfeindlichkeit entgegen. Mit ihm ist Gottes große Zukunftsverheißung in der Welt: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

21.12.2016
Alfred Buß