Gewinnen und Verlieren

Gewinnen und Verlieren
Pfarrer Benedikt Welter
20.05.2017 - 23:35

And the winner is ...    Was heißt schon „the winner“!? Nicht einmal richtig zum letzten Platz hat es vor acht Tagen beim song contest gereicht. Und bis zum letzten Spieltag der Bundesliga heute war spannend bis zuletzt nicht, wer gewinnt, sondern: wer verliert!

Von Verlierern und Gewinnern war in den letzten Wochen aber auch immerzu die Rede: bei Landtagswahlen, beim Referendum in der Türkei, bei der Wahl des französischen Präsidenten. The winner is ...

Ein bisschen anders ist es, wenn ich in den Jahresbericht  der Welthungerhilfe schaue. Am Mittwoch wurde er vorgestellt Der erzählt von wenigen Gewinnern und ganz vielen Verlierern.

Gewinnen. Verlieren. Ganz klar:  irgendwie fühle ich mich doch einfach besser, wenn ich auf der Seite der Gewinner bin. Jap.

Deshalb hat es keinen Zweck, nur auf  das Grundmuster aus Gewinnen und Verlieren zu schauen.  Das  löst keine Probleme.  Schon gar nicht, wenn es um das Zusammenleben von Menschen geht. In persönlichen Beziehungen wie in gesellschaftlichen Zusammenhängen können ganz plötzlich alle nur noch als Verlierer dastehen. Die brutalsten Belege dafür sehen wir in den Hungerkatastrophen im Nahen Osten und in Afrika und beim internationalen Bürgerkrieg in Syrien.

»Was nützt es, wenn ein Mensch die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert…?« (Lk 9, 25). Diese Frage stellt das Gewinnstreben selbst in Frage. Sie lenkt den Blick auf etwas anderes:

 Was einen Menschen wichtig und kostbar macht, liegt in ihr oder ihm selbst; was ich gewinne, ist unwichtig – oder sogar schädlich.

»Was nützt es, wenn ein Mensch die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?« (Lk 9, 25). So stellt Jesus diese Frage. Und er fragt dort, wo es um wirkliche Lebensentscheidung geht. Denn vor ihm stehen Menschen, die sich ernsthaft fragen,  ob sie mit ihm gehen,  ihr Leben mit ihm gestalten wollen.  Und denen sagt er diesen Satz:  »Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, der wird es gewinnen.«

Mir helfen diese Worte von Jesus; mit ihm zusammen kann ich genauer darauf schauen, was wirklich in mir los ist und was meinem Leben Bedeutung gibt. Da ist jemand schon längst auf meiner Seite, ehe ich etwas vorzuweisen habe; längst bevor ich gewinnen oder verlieren konnte.

Ich liebe diesen Widerspruch von Jesus gegen das übliche Gewinnen und Verlieren.

Er bewahrt mich davor, einen anderen Menschen zum Verlierer zu machen, wenn es um das wirkliche Leben geht.

Und lässt mich mehr darauf achten, wo ich mich selbst zu verlieren drohe im alltäglichen Spiel um Gewinner und Verlierer-Sein.

»Nichts nützt es, wenn ein Mensch die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt« (vgl Lk 9, 25).

Ich wünsche Ihnen einen gewinnbringenden Sonntag.