Tanz in den Mai - mit Gott

Pastoralreferentin Lissy Eichert

Foto: rbb/Walter Wetzler

Tanz in den Mai - mit Gott
Pastoralreferentin Lissy Eichert
30.04.2016 - 23:35

Gleich ist der 1. Mai. Guten Morgen! Um diese Zeit ist auf dem Blocksberg, also auf dem Brocken, die Hölle los: Da wird in den „Tag der Arbeit“ getanzt – mit oder ohne Hexenkostüm. Arbeit – Tanz: Passt das zusammen? Für eine Französin aus dem 20.Jahrhundert war das keine Frage. Madeleine Delbrêl. Sie hat studiert, liebte das Tanzen und die französische Lebensart. Nur von Gott hielt sie nichts. Das änderte sich, als einer ihrer Freunde ins Kloster ging. Die Frage nach Gott brach auf. Fortan bestand ihr Leben aus Studieren, Tanzen und - der Suche nach Gott. Als sie anfing zu beten, fand sie ihn – oder vielmehr: Sie hatte das Gefühl, dass er sie gefunden hat. Sie stellte sich vor: Gott ist ihr Tanzpartner,  der sie in seinen starken Armen hält - und vor allem führt. Gott als ihr „Profitänzer“. 

Madeleine Delbrêl wurde Sozialarbeiterin und teilte das harte Leben der »kleinen Leute«. Arbeitslose, streikende Arbeiter, Obdachlose:  Wenn sie Probleme hatten, was eigentlich immer der Fall war, sagten sie: „Komm, wir gehen zu Madeleine!“ Und Madeleine packte zu. Ihre „Betriebsanleitung“ war das Evangelium, konkrete Arbeitsschritte zur Vision von Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit.

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 Zusammen mit Gott schaffte Madeleine Delbrêl es, Denkblockaden und gesellschaftliche Tabus zu überwinden: Wenn es um die Not des Proletariats ging, zum Beispiel um gerechte Löhne und Sozialversicherungen, arbeitete die Katholikin auch Seite an Seite mit den führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei. Das beeindruckt mich, denn damals grenzten sich die Christen sowohl gegenüber den Kommunisten als auch dem Arbeitermilieu scharf ab.

Madeleine Delbrêl suchte das Gespräch mit allen , das finde ich stark. Auch heute brauchen wir diese Gesprächsbereitschaft, um mit allen Menschen guten Willens um eine neue Verteilung von Arbeit, von Besitz und von Bildung zu ringen. Der Mindestlohn zum Beispiel ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Wir erinnern uns: Jesus aus Nazaret, der Sohn des Zimmermanns, also ein Arbeiterkind, forderte: „Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn.“  (Lk 10, 7)  Lohngerechtigkeit schon in der Bibel! Das Recht auf Arbeit ist ein Menschenrecht.

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Was sagt mir Madeleine Delbrêl zum  1. Mai? ?

Arbeit nicht als Mühsal sehen, sondern als eine Möglichkeit, mit Gott im Tanz in Verbindung zu treten. Das verleiht dem Alltag eine Leichtigkeit. Einen Glanz. Solidarisch sein. Ins Gespräch kommen - auch mit Menschen am rechten und linken Rand der Gesellschaft. Und über all dem Jammer nicht die Freude am Leben zu verlieren. Wie Madeleine Delbrêl, die sich im Pas-de-deux den Schwung für ihren Einsatz holte.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Tanz durch den Mai.