ZDF-Gottesdienst aus Lippoldsberg

ZDF-Gottesdienst aus Lippoldsberg
Lebenslust entdecken
27.06.2010 - 08:30
20.02.2013
Von Elke Rudloff

Wenn die Sonne am höchsten und das Leben in voller Blüte steht, ist Johannistag, in Erinnerung an Johannes den Täufer. Der war zwar selbst Asket und zog die karge Wüste üppigen Gärten vor. Aber seine leidenschaftlichen Predigten verraten eine große Sehnsucht nach Lebendigkeit und Fülle.

 

Ein reizvoller Gegensatz, mit dem auch die evangelische Kirchengemeinde Lippoldsberg spielt: Sie lädt zum Gottesdienst über die Lebenslust ein und bittet die Besucher dazu in ihre Klosterkirche. Die Mauern dort atmen Stille und Klarheit, jedoch keine neurotische Strenge oder verkniffene Moral, wie sie oft mit Klöstern in Verbindung gebracht wird. Denn die Klosterkirche Lippoldsberg ist eine offene Gemeindekirche mit großem Freiraum für klösterliche Weisheit, meditative Praxis und künstlerisches Experiment.

 

Letzteres ist auch zum Johannisfest geplant: Christian König und Gundula Bernhold zeigen einen glutvollen Tanz der Geschlechter. Die Kantorei St. Georg und der Lippoldsberger Posaunenchor lassen alte und zeitgenössische Musik erklingen. Und Pfarrer Christian Trappe geht in der Predigt der Frage nach, was das Christentum - zumal nach den Berichten über Missbrauch auch im kirchlichen Raum - glaubwürdig und positiv zu Lebenslust und Lebensfülle verkündigen kann.

 

Dieser Gottesdienst ist der Teil der Fernsehgottesdienste im ZDF, die 2010 unter dem Motto „typisch Mensch“ stehen. Typisch menschlich ist es, sich selbst zu betrachten und Fragen nach sich selbst zu stellen. Die Antworten sind vielfältig und beschreiben ein weites Spektrum. Und oftmals ist der Mensch sich selbst das größte Rätsel.


Der christliche Glaube hält diese Spannung offen. Zum einen beschreibt er den Menschen als das Ebenbild Gottes, als sein Gegenüber und somit als ein Wesen von unendlicher Würde. Zum anderen weiß er aber auch um die Fehlbarkeit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen und bewahrt ihn damit vor Selbstüberschätzung. Insgesamt siebenundzwanzig evangelische Fernsehgottesdienste stellen sich existenziellen Fragen und laden die Zuschauer an Orte ein, wo die Kirche an der Seite von Menschen in ihren besonderen Lebenssituationen steht.

20.02.2013
Von Elke Rudloff