Geschichte der Evangelischen Kirche Westhofen

Geschichte der Evangelischen Kirche Westhofen

Die den Aposteln Peter und Paul geweihte Westhofener Pfarrkirche wird im Jahre 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Es darf allerdings auf ein höheres Alter geschlossen werden. Die Kirche selbst war von einem festungsartig ummauerten Kirchhof, dem Begräbnisplatz der Gemeinde, umgeben. (Hier gefundene Grabbeigaben weisen in das 8. Jahrhundert zurück.) Angesehene Familien hatten ihre Grablege im Innern der Kirche. So auch die Ritter von Westhofen. Ein Angehöriger dieser Familie war der 1292 verstorbene Ritter Berthold, dessen Grabplatte nun an der Südwand des Chores steht.

 

Im Jahr 1556 war durch den pfälzischen Kurfürsten Otto Heinrich die lutherische Lehre in seinen Landen offiziell eingeführt worden. In Westhofen hatte sie schon früher Eingang gefunden, wie Unstimmigkeiten zwischen dem Domstift Worms und der Gemeinde bezüglich der Besetzung der Westhofener Pfarrei im Jahr 1541 erkennen lassen.

 

Die Kirche fiel schon bald nach Beginn des 30-jährigen Krieges einem Brand zum Opfer, der durch die Soldaten der evangelischen Union am 23. Februar 1621 verursacht wurde. Im Laufe der folgenden Jahre häuften sich die Bedrückungen und Kriegsdrangsale. Im Jahr 1676 wurde Westhofen zum vierten Mal innerhalb von 55 Jahren zerstört, wobei auch die Kirche wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde.

 

Erst in der 10jährigen Friedenszeit zwischen 1678 und 1688 kam es zu einer umfassenden Erneuerung der Kirche, die 1684 abgeschlossen war. Die verschiedenen Bauherren hatten 2320 Gulden dazu aufbringen müssen, eine für die damalige Zeit erhebliche Summe. Unbeschadet überstand die Kirche den nächsten Raubkrieg Ludwigs XIV. von 1688 bis 1697. Erst danach erhielt der Turm ein bescheidenes Zeltdach, das 1710 vollendet war.

 

Die beiden ältesten Glocken, die bis zum Ersten Weltkrieg im Turm hingen, stammten aus dem Jahr 1731. Sie gehörten der bürgerlichen Gemeinde und wurden daher nicht allein von den Reformierten sondern auch von den Lutheranern und den Katholiken genutzt. 1764 hatten die Reformierten eine eigene Glocke gießen lassen und wollten sie im Kirchturm aufhängen. Dagegen protestierten die Lutheraner und Katholiken. „Denen blasen wir auf den Gemeindekirchturm“ soll ein Kirchenältester gesagt und den Bau eines eigenen Turmes vorgeschlagen haben. So erhebt dich seitdem auf dem Chor ein schlankes, schieferverkleidetes Türmchen, ein in ganz Rheinhessen beispielloses Unikat. Es trägt zum besonderen Gepräge der Kirche und des gesamten Dorfbildes bei und verdient es daher, auch in Zukunft erhalten zu werden. Seit 1764 trägt die Spitze dieses Türmchens einen Posaunenengel, der – als eine ins Bild übertragene Äußerung der Kirchenältesten – „Lutherani und Katholici“ zum Trotz „auf den Gemeindekirchturm bläst!“ Die Vater-Unser-Glocke, deretwegen sich die Streitigkeiten entwickelt hatten, hängt nun als älteste, wenn auch zwischenzeitlich umgegossene Glocke einträchtig neben den anderen im „Gemeindekirchturm“. 1948 erhielt sie ein aus vier Stahlglocken bestehendes neues Geläut, da die alten Glocken im Krieg eingeschmolzen worden waren.

 

Die Orgel in der Westhofener Kirche wurde im Jahre 1748 von Johann Nikolaus Stumm erbaut.

 

Die bemalten Glasfenster stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende und wurden in den Werkstätten Endner (Darmstadt) und Braun (Mainz) gefertigt und 2009 vollständig restauriert.