Die Wewelsburg war ein Sinnbild für Macht und Glanz der Fürstbischöfe von Paderborn. Die einzige dreieckige Burganlage Deutschlands mit einer bis heute noch erhaltenen, geschlossenen Bauweise war nicht nur Schauplatz des Hexenwahns und später Kulisse romantischer Vorstellungen vom Mittelalter, sondern später im Nationalsozialismus war sie auch die "Burg der SS-Gruppenführer“ und der Einsatzort der Häftlinge des Konzentrationslagers.
Pläne für ein ideologisches Zentrum der SS
Die Wewelsburg im gleichnamigen Dorf ist ein Renaissanceschloss, das noch mittelalterliche Teile des Vorgängerbaus einschließt. Bis zum Ende des Hochstifts (Fürstbistums) war es Nebenresidenz der Fürstbischöfe. Von 1925 an wurde die Wewelsburg Zentrum der katholischen Jugendbewegung für Westfalen und Rheinland, mit Jugendherberge und Heimatmuseum. 1934 pachtete der "Reichsführer-SS“ Heinrich Himmler die Wewelsburg. In den folgenden Jahren entwickelte Himmler weiterführende Ideen, die Wewelsburg als ideologisches Zentrum der Schutzstaffel (SS) zu nutzen. Die Pläne nahmen Ausmaße an, deren Realisierung das ganze Dorf zerstört hätte.
1939 wurde ein Konzentrationslager im Ort eingerichtet. Von mehr als 3.900 Insassen starben 1.285 an den brutalen Arbeits- und Lebensbedingungen sowie der Schikane der SS. Kurz vor Ende des Krieges sprengte ein SS-Sonderkommando die Wewelsburg. Am 02. April 1945 befreiten amerikanische Soldaten die restlichen Häftlinge des Konzentrationslagers. 1949 begann der Wiederaufbau. Die Wewelsburg dient seit 1950 wieder als Museum und Jugendherberge.
Ort der Täter - Ort der Opfer
Heute beinhaltet das Schloss das Kreismuseum Wewelsburg mit zwei Abteilungen:
Das regionalgeschichtliche "Historische Museum des Hochstifts Paderborn“ in der Wewelsburg widmet sich der Geschichte des Paderborner Landes von den Anfängen der Besiedlung bis zum Ende des Hochstifts Paderborn 1802. Die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS“ im ehemaligen Wachgebäude am Burgvorplatz informiert umfassend über die Geschichte der SS im Nationalsozialismus. Das Kreismuseum Wewelsburg versteht sich als Gedenkstätte für die Opfer der SS-Gewalt in Wewelsburg.
Die Wewelsburg bietet sich als Erinnerungs- und Gedenkort in besonderer Weise an. Durch die geplante Einrichtung eines ideologischen Zentrums für die SS ist sie ein Ort der Täter, die Einrichtung eines Konzentrationslagers machte sie zu einem Ort der Opfer. Die Geschichte der Wewelsburg im „Dritten Reich“ lässt sich nicht ohne Rückgriff auf die allgemeine Geschichte der SS erklären. Lokale und regionale Ereignisse waren eng mit den überregionalen und gesamteuropäischen Entwicklungen während der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs verbunden. Aus diesem Grund wird in der neuen Dauerausstellung weltweit zum ersten Mal die Gesamtgeschichte der SS in großer Breite museal präsentiert.
Viel Raum für Erinnerungen der KZ-Opfer
Inhaltlich endet die Dauerausstellung nicht 1945, sondern beleuchtet unter anderem die Aufarbeitung des SS-Terrors nach dem Krieg, die heutige Rezeption des historischen Ortes Wewelsburg und das Nachkriegsleben von Tätern und Opfern. Insbesondere den Erinnerungen der KZ-Opfer und ihrem Umgang mit dem Erlebten widmet die Ausstellung viel Aufmerksamkeit.
Ein offenes Forum, in dem der Besucher Anregungen, Informationen und Hilfestellungen zu einem selbstbestimmten, politischen Handeln für Demokratie und Frieden finden soll, beschließt die Ausstellung.
Ein umfangreiches museumspädagogisches Programm lädt Familien, Schulklassen und Gruppen zum Besuch ein. Studien- und Projekttage sowie Wochenendseminare sind ebenfalls möglich. Öffentliche Führungen und zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen wie Vorträge, Symposien, Lesungen und Konzerte ergänzen das Museumsangebot.
Aktuelle Informationen zu allen Veranstaltungen unter www.wewelsburg.de.