Die Deutsche Evangelische Kirche im Haag wurde zur Blütezeit der Neogotik in den Jahren 1860/61 nach Plänen von Hermann Wentzel erbaut. Die Neogotik ist als einheitlicher Baustil zu erkennen. An der Straßenseite hat die Kirche einen hohen Treppengiebel mit Ziertürmchen, einem achteckigen Turm und eine Turmspitze mit Blattverzierungen. Der Innenraum besteht aus einem ein­bogigen verputzten Holzgewölbe, wovon Rippen in Stuck-Kapitelle übergehen. Auch das Interieur ist im neogotischen Stil gehalten. Wenn Sonnenstrahlen durch die Buntglasfenster fallen, dann beginnen auch die Farben im Innern zu leuchten und entfalten einen besonderen Reiz. Die Kirche ist heute ein anerkanntes Monument und wird als solches auch gepflegt. Regelmäßig öffnen wir die Kirchenpforten auch für Interessierte, wie zum Beispiel am niederländischen Nationalen Monumententag.

Keine Kirche ohne Orgel: Die Orgel in der Deutschen Evangelischen Kirche wurde von Pieter Flaes aus Amsterdam 1869/70 gebaut. Seit ihrem Bau sind verschiedene Sanierungen und Renovierungen durchgeführt wurden, zuletzt im Herbst 2021. Dabei wurde die Orgel auch musikalisch erweitert. Unsere Organisten/innen können das volle Potential unserer Orgel nutzen, den Gottesdienst vielfältig und abwechslungsreich begleiten und die Zuhörerschaft mit ihrer Musik erfreuen.

Zwei weitere bauliche Besonderheiten in und an der Kirche zeugen von der verbindenden Kraft der Gemeinde.

Vorne rechts im Altarraum steht eine Ehrenloge, in der Königin Emma bei ihren Gottesdienstbesuchen saß. Die deutsche Emma zu Waldeck-Pyrmont heiratete mit 20 Jahren Wilhelm III. der Niederlanden.  Nach dem Tod ihres Ehemanns regierte sie von 1890 bis 1898 als Königin der Niederlanden bis zur Volljährigkeit ihrer Tochter Wilhelmina. Emma war selbst Mitglied der Kirchengemeinde und ihre Loge in der Kirche ist Zeugnis von der Verbindung zwischen Kirche und niederländischen Königshaus.

Die zweite Besonderheit ist der 1863 erstellte Anbau zur Kirche. Hier entstand die erste deutschsprachige Schule Den Haags, damals noch Gemeindeschule. Damit wurde der Grundstein zur heutigen Deutschen Internationalen Schule Den Haag gelegt und ein wichtiger Beitrag zur deutschsprachigen Bildungsarbeit in den Niederlanden geleistet. 1924 zog die Schule in ein anderes Gebäude der Stadt. Die Verbindung wird jedoch weiterhin gepflegt, wie bspw. durch die Ausübung des Religionsunterrichts durch Pfarrer Thomas Vesterling.