Mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche, werden im Jahr 2018 insgesamt sechs Produktionen ausgezeichnet. In der Kategorie „Allgemeine Programme“ werden jeweils zwei Preise für Hörfunk- und Fernsehsendungen vergeben, in der Kategorie „Kinderprogramme“ ebenfalls zwei Preise. Außerdem wird der Sonderpreis der Jury 2018 verliehen.
Die Jury „Allgemeine Programme“ des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung, zeichnet folgende Produktionen aus:
Hörfunk
Die Umsiedler
Nach dem gleichnamigen Roman von Arno Schmidt
An Anna Pein (Autorin), Oliver Sturm (Regie)
NDR 2017, Redaktion: Radiokunst, Koproduktion: WDR. Begründung der Jury: Anna Pein und Oliver Sturm haben aus Arno Schmidts 1953 veröffentlichtem Kurzroman „Die Umsiedler“ ein sehr beeindruckendes Hörspiel gemacht, das durch einen überzeugenden Kunstgriff, die Einarbeitung von Tondokumenten aus den frühen 50er Jahren, eine ungeahnte Aktualität erhält. Historisch hat die damalige Situation nicht viel gemein mit der heutigen Flüchtlingsthematik, aber der Grundkonflikt der Integration des „Fremden“ in die vertraute „heimatliche Kultur“ lädt zur Analogiebildung ein.
Lauter liebe Worte
An Karlheinz Koinegg (Autor), Martin Zylka (Regie)
WDR 2017, Redaktion: Musik und Radiokunst – Hörspiel. Begründung der Jury: Karlheinz Koinegg war neun Jahre alt, als sein Vater sich das Leben nahm. Jetzt reist er zurück in seine Kindheit ins Duisburger Stahlarbeitermilieu. Er spricht mit Angehörigen und Fachleuten, sucht Arztbriefe, findet Ratlosigkeit und überall „lauter liebe Worte“ für seinen Vater. Dass Koinegg trotz der persönlichen Betroffenheit eine versöhnliche Sicht auf das Vergangene gelingt, macht das Hörstück besonders wertvoll.
Fernsehen
Das Leben danach
An Eva und Volker A. Zahn (Autoren), Nicole Weegmann (Regie)
WDR 2017, Redaktion: Fernsehfilm und Kino, Produzent Valentin Holch, Koproduktion: Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft. Begründung der Jury: Der Film erzählt eine fiktive Geschichte der realen Tragödie der Duisburger Love Parade und vermittelt: Genauso könnte es gewesen sein. Der Film ist ein hochkomplexes Trauerdrama, das sich konsequent mit den Folgen von Schuldgefühlen und der Frage von Schuld auseinandersetzt, ganz nebenbei die institutionalisierten Bewältigungsversuche aufs Korn nimmt und am Ende des Tunnels vielleicht sogar die Möglichkeit des Verzeihens andeutet.
Das Gift der Mafia. Und das europäische Gesetz des Schweigens
An Dr. Christian Gramstadt (Autor, Regisseur)
Radio Bremen/ARTE 2017, Redaktion: arte/Gesellschaft, verantwortliche Redakteurin: Mechthild Lehning, verantwortlicher Redakteur für das Erste: Thomas von Bötticher, Produktion: Caligari Film- und Fernsehproduktions GmbH. Begründung der Jury: Diese Dokumentation ist spannend wie ein Wirtschaftskrimi. In bemerkenswerter Verdichtung enthüllt sie ein einzigartiges Netzwerk der illegalen Giftmüllentsorgung, das sich quer über den europäischen Kontinent spannt und den Müll in Kalabrien durch mafiöse Strukturen verschwinden lässt. Bewahrung der Schöpfung geschieht hier durch die Aufdeckung und Bekämpfung organisierten Verbrechens.
Kinderfernsehpreis
Planet Willi - Die Sendung mit dem Elefanten
An Birte Müller-Wittkuhn und Matthias Wittkuhn (Autoren), Olivia und Willi Wittkuhn (Mitwirkende)
WDR für KIKA 2017, Redaktion: Kinder und Familie. Begründung der Jury: Der Film beschreibt das Leben einer Familie mit einem Jungen, der das Down-Syndrom hat. „Planet Willi“ ist das perfekte Beispiel für die Kunst, ein anspruchsvolles Thema in schlüssige Bilder zu übersetzen. Da Willis Schwester Olivia als Erzählerin durch die Sendung führt und er die Hauptfigur ist, wird die gesamte Familie Wittkuhn ausgezeichnet.
Stadt, Land, Bus - Der Goldene Tabaluga
An Felix Kost (Autor und Regisseur), Leonie Litschko (Autorin und Regisseurin)
ZDF 2017, Redaktion: Kinder und Jugend, Produktion: BSB Film- und TV Produktions-GmbH. Begründung der Jury: Das Beste an dieser achtteiligen Reihe sind die Grundidee und ihre Umsetzung: Fünf Jugendliche sollen herausfinden, was typisch deutsch ist, und reisen dafür in einem zum Wohnmobil umgerüsteten Doppeldeckerbus durch ihre Heimat. Ihre gegenseitige Wertschätzung trägt enorm zu dem positiven Lebensgefühl bei, das „Stadt, Land, Bus“ vermittelt. Juryfazit: Mehr davon!
Der Sonderpreis der Jury 2018
für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen geht an
Bettina Rühl, freie Hörfunkkorrespondentin,
für ihre herausragende, unermüdliche und
jahrelange Berichterstattung aus und über Afrika
Begründung der Jury:
Bettina Rühl sucht in ihren Hörfunkfeatures mit Empathie die Nähe zu den Menschen. Sie geht mit ihnen durch ihre abgebrannten Dörfer im Kongo, und lässt Mütter, einfache Soldaten, ehemalige Rebellen und Kinder zu Wort kommen, die sonst kaum wahrgenommen werden – und macht so für die Hörer Fluchtursachen begreifbar. In ihren Berichten und Hintergrundsendungen schildert sie, was die großen politischen Prozesse und Umbrüche in Afrika für den Alltag der Menschen bedeuten. Sie gibt sich nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden, sondern forscht unvoreingenommen nach den Gründen von Gewalt. Sie analysiert scharf und zeichnet differenzierte Bilder, die frei von Pathos und Klischees das Leben in Afrika darstellen. Sie erinnert im Radio unermüdlich an den „vergessenen Kontinent“ und hilft, das meist ziemlich vage Bild von Afrika zu konturieren und zu korrigieren.
Bettina Rühl nimmt die Auszeichnung persönlich in Empfang. Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers, Bestsellerautor und Unternehmensberater, wird die Laudatio halten.
Preisverleihung 2018
Die feierliche Verleihung des Medienpreises der Evangelischen Kirche findet am 16. Oktober 2018 in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk in München statt. Dabei begründen die beiden Jurys ihre Entscheidungen. Die ausgezeichneten Programme werden in Ausschnitten vorgeführt. Moderiert wird die Preisverleihung von Ursula Ott, Chefredakteurin von chrismon.
Mit dem Robert Geisendörfer Preis werden jährlich in der Kategorie „Allgemeine Programme“ zwei Fernseh- und zwei Hörfunkproduktionen ausgezeichnet. In der Kategorie „Kinderprogramme“ werden ebenfalls zwei Preise vergeben. Der Kinderfernsehpreis wird von der Wolfgang und Gerda Mann Stiftung – Medien für Kinder und der Evangelischen Akademie Tutzing gestiftet. An dem Wettbewerb beteiligen sich öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter. Ausgezeichnet werden Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Darüber hinaus vergibt die Jury „Allgemeine Programme“ einen Sonderpreis für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen.
Die Preise sind insgesamt mit 30.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.