Thomas Lohnes | Hauke Bartel, Bereichsleiter Fiction Mediengruppe RTL Deutschland; Kai Finke, Director Content, Coproductions + Licensing EMEA; Drehbuchautorin Annette Hess, ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler, Kultur- und Medienjournalistin Heike Hupertz und der Leiter der Filmkulturellen Arbeit der EKD im GEP, Pfarrer Christian Engels (v.l.n.r.)

9.00 bis 10.00 Uhr Konferenz-Stream I
Haltung in der Unterhaltung? Relevanz und gesellschaftliche Vielfalt im Fiktionalen
Hauke Bartel, Bereichsleiter Fiction Mediengruppe RTL Deutschland
Kai Finke, Director Content, Coproductions & Licensing EMEA
Annette Hess, Drehbuchautorin
Dr. Norbert Himmler, ZDF-Programmdirektor
Dr. Heike Hupertz, Kultur- und Medienjournalistin
Moderation: Pfarrer Christian Engels, Leiter der Filmkulturellen Arbeit der EKD im GEP

Das Podium ist sich einig, dass es trotz allen Nachholbedarfs bei der Diversität in der Besetzung von fiktionalen Produktionen nicht zielführend sei, Schauspieler:innen nur aufgrund von Identitätsmerkmalen zu besetzen: Nicht nur Rollstuhlfahrer:innen könnten Rollstuhlfahrer:innen spielen. Hauke Bartel betont, die Kompetenz bei den Geschichtenerzähler:innen sei wichtiger, als die Besetzung hinterher.

Kai Finke, Director Content, Coproductions + Licensing EMEA

Kai Finke erklärt, dass Unterhaltung, die kulturübergreifend funktioniert, Geschäftszweck bei Netflix sei. Diversität sei wichtig, um weltweit unterhalten zu können.

Kultur- und Medienjournalistin Heike Hupertz

Heike Hupertz vertritt die These, dass eine erkennbare Haltung nicht in erster Linie wichtig sei bei fiktionalen Produktionen, sondern die Deutung der erzählten Geschichten. Weltdeutung ginge vom Mythos aus, auch in der Bibel beispielsweise.

Drehbuchautorin Annette Hess, ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler

Annette Hess ergänzt, dass im besten Fall die Figuren in den Produktionen die Zuschauer:innen dazu bewegen sollten, eine Haltung einzunehmen.

Dabei sei es wichtig, unterstreicht Kai Finke, dass es nicht aus Furcht vor öffentlicher Erregung zu Selbstzensur im kreativen Prozess käme.

Einigkeit besteht trotz allem, dass es überall noch Nachholbedarf bei der Diversität bei fiktionalen Produktionen gibt – vor und hinter der Kamera. Annette Hess erklärt, dass immer noch nur 20 Prozent der Stoffe von Frauen geschrieben werde – was schlussendlich zu „Männerfernsehen“ führe.

Hauke Bartel, Bereichsleiter Fiction Mediengruppe RTL Deutschland

Auf die Frage von Christian Engels nach der Möglichkeit, gesellschaftliche Veränderungen mit fiktionalen Produktionen zu bewirken, antwortet Annette Hess mit dem Wunsch, mit ihren Stoffen Debatten auszulösen. Norbert Himmler weist auf die Notwendigkeit – und Chance - hin, Empathie möglich zu machen. Die gesellschaftliche Spaltung würde größer, wenn es nicht mehr möglich sei, dass sich Menschen in andere hineinversetzten. Hauke Bartel pflichtet dem bei: Fiktion könne ausloten, was uns vereine. Oder, wie Heike Hupertz formuliert: „Geschichten erzählen stiftet Gemeinschaft!“

ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler

Pfarrer Christian Engels (r.) beim Evangelischer Medienkongress „Kitt oder Keil?“

GEP Direktor Joerg Bollmann beim Evangelischer Medienkongress „Kitt oder Keil?“ in Zusammenarbeit mit dem ZDF, Mainz, am 13.10.2021. Foto: Thomas Lohnes