Kirchengemeinden können vom Hype profitieren

Das Smartphone-Spiel Pokémon Go kann nach Einschätzung des Theologen und Medienexperten Thomas Dörken-Kucharz zu einer neuen Wahrnehmung bekannter Orte führen. "Das Spiel lenkt die Aufmerksamkeit auf bedeutende Details in unserer Umgebung, die vor allem viele Jugendliche noch nie wahrgenommen haben", sagte der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Beirat der freiwilligen Selbstkontrolle der Computerspielewirtschaft (USK).

So habe sein Sohn dank Pokémon Go Stolpersteine auf seinem Schulweg in Frankfurt entdeckt, über die er vorher noch nie "gestolpert" sei. Die mit Namen versehenen Steine erinnern an Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Verlegt werden sie vor den Häusern, in denen die Opfer zuletzt wohnten. Dörken-Kucharz sieht auch kein Problem darin, dass zahlreiche virtuelle Monsterjäger in Kirchen oder auf Friedhöfen unterwegs sind.

Rat zur Gelassenheit

Bei einer pietätlosen Programmierung oder wenn Spieler über die Stränge schlügen, könne zwar die Würde eines Ortes beschädigt werden. "Aber das sind eher Ausnahmen und es gibt ja die Möglichkeit, Orte als unangemessen zu melden und aus dem Spiel entfernen zu lassen." Bei Pokémon Go seien "viele Kirchen und Grabstätten berühmter Personen Orte mit Energie, sogenannte Pokéstops", erläuterte er.

Der unerwartete Besucherandrang biete aber auch Chancen. "Ob die Kirchengemeinden davon profitieren oder nicht, liegt auch an ihnen selbst", sagte der Theologe: "Wenn man sich einladend präsentiert und selber die besten Orte kennt, weil man selber auch spielt, ist das sicher von Vorteil."

Dörken-Kucharz riet zu Gelassenheit angesichts des aktuellen Pokémon-Go-Hypes. Jedes gute Spiel habe Suchtpotenzial, das sei mit "Mensch ärgere Dich nicht" oder Skat nicht anders.  Zudem werde "diese Sucht draußen und in Bewegung gelebt, da kenne ich deutlich ungesündere Abhängigkeiten." Der Computerspiel-Fachmann betonte: "Das ist ein Hype, es macht Spaß, alle reden darüber, probieren es aus, sind gefesselt oder auch nicht. Und nach einer Weile pendelt sich das ein."

20.Juli 2016 Frankfurt a.M. (epd).