Gegründet 1895 von Pastor Hermann Gehrcke, erlebte die Gemeinde alle Höhen und Tiefen deutscher Existenz in den USA. Während des 1. und 2. Weltkrieges wechselten alle anderen deutschen Gemeinden ihre offizielle Sprache und sprachen fortan nur noch Englisch. Allein St. Matthäus blieb deutsch, wurde später zweisprachig. Denn die Deutschen teilen das Schicksal von Immigranten: spätestens mit der Enkelgeneration der Einwanderer geht die Herkunftssprache verloren. In den 1930ern fanden deshalb schon die meisten Veranstaltungen außerhalb des Gottesdienstes auf Englisch statt.
In den 1950ern/ 1960ern erlebte San Francisco eine weitere Welle deutscher Einwanderer. Vor allem junge Menschen suchten nach einem Neuanfang und Perspektiven fernab der Heimat. Sie kamen für 2-3 Jahre – und blieben ihr ganzes Leben. Für St. Matthäus bedeutete dies: Amerikaner mit deutschen Wurzeln treffen auf Deutsche mit amerikanischen Träumen. Bis heute lassen sich die beiden Gruppen in der Gemeinde unterscheiden.
Heute zählt die Gemeinde ca. 110 eingetragene, zahlende Gemeindeglieder. Hinzu kommen etwa 150 Freunde der Gemeinde. Menschen, die zu Weihnachten und Ostern in den Gottesdienst kommen und sich lose verbunden fühlen. Die meisten aktiven Mitglieder sind pensioniert, viele über 80 Jahre alt. Sehen aber aus wie 60. Das kalifornische Klima hält jung. Einige Familien gehören auch dazu, vor allem Einwanderer der letzten 20 Jahre, die ihre Kinder bei uns taufen und konfirmieren lassen. Die Gemeinde ist keine EKD-Auslandsgemeinde, sondern als deutschsprachige Kirche Teil der ELCA (Evangelisch-Lutherische Kirche von Amerika). Als solche finanziert sie sich rein aus Spenden ihrer Mitglieder. Jeden Sonntag werden ein englischer und ein deutscher Gottesdienst gefeiert, dazwischen treffen sich die Besucher beider Gottesdienste zum Kaffeetrinken. Einmal im Monat und im Sommer gibt es einen zweisprachigen Gottesdienst.
Es ist eine besondere Gemeinde. Verwurzelt in den traditionellen Gottesdiensten ihrer Kindheit und Jugend, geprägt durch die Country-, Gospel- und Jazzmusik der USA. Und so feiern wir Gottesdienste, die all das vereinen auf Englisch, Deutsch und Denglisch – Pfingsten ist bei uns jeden Sonntag.