Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Ein Leben im goldenen Kalifornien. Für viele Deutsche ist das bis heute ein amerikanischer Traum. Nach den ersten Nachrichten vom Goldrausch 1849 zog es tausende Deutsche in den Westen der USA. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Kleinstadt San Francisco zu einer respektablen Großstadt heran und hatte ihre Einwohnerzahl bis 1880 auf 234.000 vervierfacht. Darunter 25% Deutsche. Wurde die Stadt regelrecht von Immigranten überrannt? Oder veränderte sie sich auf fast magische Weise in rasantem Tempo und wurde von talentierten Menschen aus der ganzen Welt errichtet?

Eine Frage der Sichtweise.

Vor allem junge Männer aus Europa flohen vor den blutigen Kämpfen um die entstehenden Nationalstaaten. Deutsche Handwerker und Kaufleute siedelten sich an und wurden reich. Sie suchten sich Ehefrauen in der alten Heimat und gründeten Familien in der neuen. Zwischen 1865 und 1932 waren ca. 50% der Zimmerleute, Uhrmacher, Bäcker und Metzger in San Francisco deutscher Herkunft.

Die meisten Deutschen waren Protestanten und so gab es um 1900 allein sechs lutherische deutschsprachige Kirchen in der Stadt. St. Matthäus, gegründet 1895, ist heute die letzte Gemeinde in Nordkalifornien, die regelmäßig deutschsprachige Gottesdienste anbietet.

Erbaut wurde die Kirche erst 1907 und damit nach dem verheerenden Erdbeben von 1906, das einen Großteil der Stadt zerstörte. Gegenüber der ersten spanischen Missionsgemeinde, der „Mission Dolores“, ragt ihr grüner Turm in den Himmel. Im Inneren fühlt man sich wie Zuhause in Deutschland.

Die ev.-luth. St. Matthäuskirche befindet sich direkt gegenüber dem ältesten Kirchengebäude in San Francisco, der römisch-katholischen  ‚Mission Dolores‘.

Der helle und freundliche Gottesdienstraum der Matthäuskirche
Buntglasfenster lassen warmes Licht einstrahlen, die 2016 restaurierte Orgel begleitet schmetternd den Gemeindegesang. Viele Musikensembles schätzen die Akustik, proben hier und geben Konzerte.

Und trotzdem ist es eine Kirche, die gefunden werden will. Die Nachbarschaft ist geprägt vom Gegensatz von extremer Armut und erstaunlichem Reichtum. Die kirchliche Landschaft ist bunt. Auf der anderen Straßenseite erstrahlt die katholische Kirche weiß und majestätisch im Sonnenschein.

Schräg gegenüber ist eine Synagoge, die auch von Mennoniten als Bethaus genutzt wird. Uns alle eint die gemeinsame Nutzung des katholischen Parkplatzes. Zwei Häuser weiter lockt eine Freikirche jeden Sonntag Hunderte zu ihren Gottesdiensten. An der S-Bahn-Station redet ein spanischsprachiger Prediger stundenlang von Schuld, Gnade, Vergebung, Kreuz, Auferstehung, Jesus. Also eigentlich wie wir. Nur anders.