14.00 Uhr Podium
Was verbindet, was spaltet – was können Medien leisten?
Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik (GEP)
Dr. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF
Dr. Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten
Claus Grewenig, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von VAUNET – Verband Privater Medien
Dr. Julia Reuss, Facebook Director Public Policy Central Europe
Moderation: Marlon Amoyal, Leiter Redaktion Ereignisse von PHOENIX
Peter Frey vertritt die These, dass Medien dann verbinden würden, wenn sie Konflikte aufzeigten, streitbereit seien - aber dafür sorgten, dass ein demokratischer Grundkonsens herrsche. Dabei sollten sie keinesfalls polarisieren.
Jörg Bollmann fragt danach, wie Medien dies einlösen könnten – je nach Auftrag hätten sie unterschiedliche Zielrichtungen. Evangelische Medien hätten auch die Aufgabe, Fürsprache zu üben und den Sprachlosen eine Stimme zu leihen.
Claus Grewenig möchte in diesem Zusammenhang Qualitätsjournalismus stärken: „Verlässlichkeit und guter Journalismus sind die besten Mittel gegen Fakenews.“
Peter Frey berichtet, dass das ZDF über die Social Media-Plattformen durchaus wieder andere, jüngere Zielgruppen erreiche. Aber: Bei diesen Plattformen müsse unbedingt das Verantwortungsprinzip etabliert werden. Ein unkuratiertes Nebeneinander von qualitativ sehr unterschiedlichen Inhalten auf diesen Plattformen sei nicht hilfreich. Die Politik müsse Wege finden, die Plattformen auf europäischer Ebene zu regulieren.
Wolfgang Kreißig stimmt dem zu und bemerkt, dass der Medienstaatsvertrag bereits Akzente in diese Richtung gesetzt habe. Allerdings sei eine Regulierung auf europäischer Ebene kompliziert, vor allem, weil zwischen den Zielen einer wirtschaftlichen Regulierung und denen einer medienpolitischen Regulierung moderiert werden müsse.
Julia Reuss lehnt eine Verantwortung der Plattformen ab: Facebook sei kein Medienunternehmen, die Nutzer:innen sollten für ihre Inhalte haften, nicht die Plattformbetreiber. Die Verfolgung strafrechtlich relevanter Inhalte sei eigentlich Aufgabe der Behörden. Trotzdem würden die meisten hetzerischen Inhalte bei Facebook herausgefiltert, weil die Werbetreibenden natürlich kein Interesse an solchen hätten.
Claus Grewenig ist hingegen der Meinung, dass Facebook Verantwortung schon deswegen übernehmen müsse, weil es kuratiere, z. B. über diverse Algorithmen.
Jörg Bollmann weist darauf hin, dass bei einem Verantwortungsprinzip Aufwand betrieben werden müsse. Ein Aufwand, den sich z. B. Redaktionen tagtäglich leisten würden.
Claus Grewenig stört sich auch am „Hausrecht“ der Plattformen: Es könne nicht sein, dass bspw. RTL als Medienunternehmen reguliert sei, beim Zugang zu einer Social Media-Plattform aber noch eine zweite Kuratierung erfolge.
Wolfgang Kreissig zeigt sich skeptisch gegenüber einer alleinigen Selbstverantwortung der Plattformbetreiber – damit habe man schlechte Erfahrungen gemacht. Es brauche vielmehr auch einen klaren rechtlichen Rahmen und Modelle wie Regulierung über AGBs, Ko-Regulierung o. ä. Das müsse durchaus auch national diskutiert und verankert werden. Zusätzlich fordert er eine stärkere Konzentrierung auf Medienbildung und Förderung von Medienkompetenz.
Um zu verbinden statt zu spalten, glaubt Peter Frey daran, dass sich alle Medien an Mindeststandards wie z. B. die Ächtung von Antisemitismus und Rassismus halten sollten.
Insgesamt sind sich schließlich aber alle auf dem Panel einig, dass das Verbindende im medialen Schaffen überwiege, wenn entsprechend gehandelt würde.