Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Am besten nähert man sich der Michaeliskirche von der Burgstraße her. Diese verbindet die Domburg mit dem Michaelishügel. Sie wird dabei von der alten Handelsstraße mit der ersten Siedlung Hildesheims gekreuzt („Alter Markt“). Kommt man von der Burgstraße, so bietet die Kirche ihre ganze Längsseite offen dem Betrachter dar. Bischof Bernward von Hildesheim hat sie (was keineswegs selbstverständlich war) nicht innerhalb des Klosters angelegt, sondern vor das Kloster gestellt. Ihm war der Öffentlichkeitscharakter dieser Kirche von Anfang an wichtig. Auf den ersten Blick fallen die klaren, geometrischen Formen auf, die auch den harmonischen Innenraum prägen. Symmetrie prägt das äußere Erscheinungsbild. Lediglich die Choranlagen unterscheiden sich. Während im Osten zwischen Vierung und Apsis nur ein verhältnismäßig schmaler Vorchor liegt (allerdings ist hier der historische Zustand nicht mit Sicherheit rekonstruierbar), ist es im Westen ein ganzes Joch. Diese Ausweitung schuf den notwendigen Raum für den Mönchschor und die Unterkirche. Dem Westchor ist außerdem noch der Umgang der Unterkirche vorgelagert, was ihm ein feierliches Aussehen verleiht und ihn optisch noch stärker gegenüber dem Ostchor betont. Die Unterkirche ist in der Reformation katholisch geblieben. St. Michaelis ist dadurch auch heute noch eine Simultankirche. Der Innenraum wird vom rhythmischen Stützenwechsel von Pfeiler und Säulen geprägt, der der ganzen Kirche einen festlichen Charakter verleiht.

Die Grundsteine von St. Michaelis wurden 1010 gelegt. Am Michaelistag 1022 (29. September) konnte Bernward sie 1022 weihen, wenige Wochen vor seinem Tod. Fertiggestellt wurde sie erst unter seinem Nachfolger. St. Michaelis ist ein Schlüsselwerk der mittelalterlichen Kunst.

Im 2. Weltkrieg wurde St. Michaelis schwer beschädigt und brannte aus. Etliche Kunstgüter konnten gerettet werden. Der gleich nach Kriegsende einsetzende Wiederaufbau – in einer zu 80% zerstörten Stadt – wurde wesentlich mit Hilfe des jüdischen Geschäftsmanns Bernard R. Armour aus den USA vorangebracht.

St. Michaelis und der Mariendom bewahren eine bedeutende Zahl von historischen Ausstattungsstücken: in St. Michaelis die bemalten Stuckreliefs der Chorschranken (Ende des 12. Jahrhunderts) und die breite bemalte Holzdecke, die die Wurzel Jesse darstellt (1230). Außergewöhnliche Werke der Gießkunst sind die Bronzetüren und die Bronzesäule (aus St. Michaelis) von etwa 1020, die im Dom aufbewahrt werden. Beide Kirchen zusammen bilden das Hildesheimer Weltkulturerbe.