Sowohl die Reformation als auch die Gegenreformation zeigen im Mühlviertel eine große Wirkung: So bekennt sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung zur Lehre Martin Luthers und der Reformatoren. In Gallneukirchen wurden damals eine Zeit lang in der katholischen Pfarrkirche evangelische Gottesdienste gefeiert. Die darauf einsetzenden "Rekatholisierungsmaßnahmen" der Habsburgermonarchie erreichten allerdings ihr Ziel – wer sich nicht beugte und dem evangelischen Glauben abschwor, musste die Heimat verlassen (viele gingen nach Franken, andere in den Osten der Monarchie).
bedingungslosen Liebe und Gnade Gottes und folgte darin dem Denken der Reformation. Er erhielt großen Zuspruch, war er doch auch ein begnadeter Prediger. Große Begeisterung im Glauben erfasste Teile der Gemeinde. Wegen des Verdachts protestantischer Ketzerei – seine Gegner formierten sich um Kaplan Jakob Brunner – wurde Boos schließlich aus Gallneukirchen abberufen, ging nach Deutschland zurück und blieb als katholischer Geistlicher bis zu seinem Tod tätig. Seine Anhänger, Boosianer genannt, blieben auf dem eingeschlagenen Weg und durften sich – allerdings erst Jahrzehnte später (1847) der Evangelischen Kirche anschließen.
Weitere Zeittafel:
1862 Bau einer evangelischen Schule in Weikersdorf (Gemeinde Alberndorf)
1872 Gründung einer Evangelischen Pfarrgemeinde für das Einzugsgebiet im unteren Mühlviertel mit Sitz in Gallneukirchen (Predigtstationen in Freistadt Bad Leonfelden und Weikersdorf). Erster Pfarrer ist Ludwig Schwarz.
1874 Erwerb des ehemaligen Starhemberger Gerichtsgebäude an der Hauptstraße. Bis heute Sitz des Pfarramtes und Gemeindezentrum mit Gemeindesaal, Stüberl, Jugendraum, Kulturraum "Alte Backstube" und Verwaltung. Gründung des "Vereins für Innere Mission": Daraus erwächst das seit1964 eigenständige "Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen" mit zahlreichen Einrichtungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Leitgedanke: "In Christus Jesus gilt der Glaube, der durch die Liebe tätig ist." (Galater 5,6).
1881 Errichtung eines Evangelischen Friedhofes (Stadtrand Richtung Freistadt)
1905 – 1906 Erbau der Evangelischen Pfarrkirche nach Plänen von Karl Siebold aus Bethel. Baumeister war Josef Ertl aus Thening. Späthistorischer Bau in neogotischem Stil (Emporenbau, dreijochiges Langhaus mit Seitenschiff).
1908 Errichtung des Mutterhauses "Bethanien" (bis 2010 Sitz der Diakonissen, Diakoniewerk), aktuell Veranstaltungsort der oö. Landessonderausstellung "Hilfe. Lebensrisken und Lebenschancen". Das Gebäude bildet mit den "Ludwig-Schwarz-Schulen", der Kirche, dem Pfarrhaus und dem dazwischen liegenden Grünareal mit altem Baumbestand ein unverwechselbares Ensemble im Zentrum von Gallneukirchen.
1964 Organisatorische Trennung von Pfarrgemeinde und Diakoniewerk
1995 – 1997 Generalsanierung der Pfarrkirche, Einbau einer Fußbodenheizung
2012 – 2015 Größere Renovierungsarbeiten am und im Pfarrhaus und nochmals der Kirche
2022 – 2024 Neubau der Orgel durch das Unternehmen Walter Vonbank
Heute hat die Gemeinde rund 1460 Mitglieder, verteilt auf 39 politische Gemeinden im unteren Mäühlviertel (Bez. Freistadt, halber Bez. Urfahr-Umgebung, Gemeinde Katsdorf aus Bez. Perg). Die ökumenische Zusammenarbeit ist ausgezeichnet. Das Gemeindeleben ist vielfältig – Angebote für alle Altersgruppen, vor allem auch im Bereich der Musik, dazu viele Veranstaltungen.
Weitere Informationen zur Evangelischen Pfarrgemeinde unter www.evgalli.at