Film des Jahres der Evangelischen Filmjury

 Delia hat keine Ruhe. Die Kinder müssen zur Schule, der Mann will Kaffee, der bettlägrige Schwiegervater muss versorgt werden. Die Familie ist bitterarm, wie viele in der Nachbarschaft: Es ist das Jahr 1946, Italien leidet unter den Kriegsfolgen, die Amerikaner sind noch in Rom und verteilen manchmal Schokolade oder Strümpfe. Zusätzlich zum Haushalt erledigt Delia Hilfsarbeiten, als Näherin, bei einem Schirmmacher. Aber was ihr das Leben wirklich schwermacht, ist die Tyrannei der Männer. Die Söhne sind aufsässig, der Schwiegervater erniedrigt sie, und ihr Mann überwacht jeden ihrer Schritte; ein falsches Wort,  eine Nachlässigkeit – und er prügelt sie durch die Kellerwohnung. Delia scheint das hinzunehmen, wie es Generationen von Frauen vor ihr getan haben. Aber bald wird klar: Sie hat Pläne, die mit einem mysteriösen Brief zusammenhängen. Und als Delias Tochter sich zwischen einer sozial vorteilhaften Verlobung und einer Schulausbildung entscheiden muss, kommt es zum Konflikt. 

Das Regiedebüt der Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi war in Italien sensationell erfolgreich und hat eine heftige Debatte ausgelöst. Denn der Kampf um Frauenrechte, von dem sie erzählt, ist nicht vorbei. Allein 2023 wurden in Italien mehr als 100 Femizide, also geschlechtsbezogene Morde an Frauen, registriert – und das ist kein spezifisch nationales Phänomen. Für die Geschichte von Delia hat Cortellesi eine besondere, stilisierte Form gewählt. Die schwarzweiße Fotografie erinnert an die großen Werke des Neorealismus, ebenso die Frauenfigur im Zentrum. Es mischen sich melodramatische Elemente mit komödiantischen, Schlager-Einlagen dynamisieren die Handlung oder kommentieren bitter die Szenen häuslicher Gewalt. Cortellesi spielt Delia selbst, als eine empfindsame, zugewandte Frau, die allmählich ihre Stärke entdeckt. Und die begreift, dass sie nicht nur für sich, sondern auch für andere kämpft.

Seit 1951 vergibt die Jury der Evangelischen Filmarbeit monatlich das Prädikat Film des Monats an einen aktuellen Kinofilm. Traditionell wird zum Jahresende einer der ausgezeichneten Filme als Film des Jahres prämiert. Die Jury wählte aus allen Filmen des Monats im Jahr 2024 den Film MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG (Film des Monats im April 2024) zum Film des Jahres 2024.

 In ihrer Begründung schrieb die Jury: "MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG ist das lebhafteste, anrührendste und unterhaltendste Plädoyer für Frauen-Solidarität, das es seit langem gegeben hat."

Weitere Informationen zum Film und die vollständige Jurybegründung finden Sie unter www.filmdesmonats.de.