Sechs Fernseh- und Radiobeiträge, die das Verantwortungsgefühl der Menschen stärken sollen, sind am Dienstagabend in München mit dem kirchlichen Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet worden. Bei der Preisverleihung unterstrich der evangelische Medienbischof Volker Jung als Jury-Vorsitzender die Bedeutung des Qualitätsjournalismus für eine Gesellschaft, in der die öffentlichen Debatten mit einem hohen "Erregungspegel" abliefen. Für Themen wie etwa einem differenzierten Umgang mit dem Islam sei ein Journalismus nötig, der die Dinge zurechtrücke und Bildung und Aufklärung verpflichtet sei, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Die Jury „Allgemeine Programme“ des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung, zeichnet folgende Produktionen aus:

 

 

Hörfunk

 

Schöner neuer Wahn. Eine Verschwörungstheorie Marke Eigenbau

An Christian Alt und Christian Schiffer (Autoren), Nikolai von Koslowski (Regie)

 

BR 2016, Redaktion: Dokumentation und Feature, verantwortl. Redakteurin: Ulrike Ebenbeck. Koproduktion: DLF. Begründung der Jury: Verschwörungstheorien boomen. Nach anfänglicher Leichtigkeit rückt das aus O-Tönen komponierte Feature ihre politischen und gesellschaftlichen Dimensionen bestürzend eindringlich in den Vordergrund. Man erfährt alles Wichtige, was es zum Verschwörungstheorie-Komplex zu sagen gibt.

 

Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen

An Holger Böhme (Buch), Stefan Kanis (Regie), Eva Löbau und Devid Striesow (Darsteller)

 

MDR 2016, Redaktion: Künstlerisches Wort/Hörspiel, verantwortl. Redakteur: Thomas Fritz.

Begründung der Jury: Ein junges Paar hat bei einer Yachttour afrikanische Flüchtlinge in Seenot aufgenommen. Es geht um das schlechte Gewissen derjenigen, die in den Geretteten plötzlich Verbrecher zu erkennen glauben. Dicht und zugleich leicht inszeniert, sorgt das Hörspiel in jeder Sekunde für Spannung, auch dank des virtuosen und realistischen Spiels seiner Darsteller.

 

 

Fernsehen

 

La buena vida. Das gute Leben

An Jens Schanze (Buch und Regie), Börres Weiffenbach (Kamera)

 

3sat/ZDF 2016, Redaktion: Filmredaktion 3sat, verantwortl. Redakteurin: Margrit Schreiber. Produktion: Mascha Film, München, Koproduktion: soap factory, Basel. Begründung der Jury:

Der Film zeigt die Konsequenzen der billigen Förderung von Kohle im Norden Kolumbiens am Beispiel einer Dorfumsiedelung. Ein bildlich überwältigendes Zeugnis und ein bedrückendes Exempel für die von Großkonzernen rücksichtslos betriebene Natur- und Lebensraumzerstörung, poetisch wie ein filmischer Essay und spannend wie ein Wirtschaftsthriller.

 

 

Endstation Bataclan. Vom Busfahrer zum Attentäter

An Alexander Smoltczyk (Buch), Grit Lederer (Regie), Maurice Weiss (Kamera)

 

RB 2016, Redaktion: ARTE, verantwortl. Redakteurin: Mechtild Lehning; Produktion: Medea Film,  Berlin. Begründung der Jury: Der Film entdeckt eine andere Banlieue: indem er die Buslinie 148 abfährt und uns dabei im doppelten Wortsinn mitnimmt. Die Kamera arrangiert Begegnungen und Entdeckungen als fotografisch anspruchsvolle Tableaus. Die Frage, ob sich entlang der Buslinie auch die Motive des Attentäters erkennen lassen, lässt der Film offen.

 

 

Kinderfernsehpreis

 

Die Jury „Kinderprogramme“ des Robert Geisendörfer Preises verleiht unter Leitung des Vorsitzenden, Pfarrer Bernd Merz, folgende Preise:

 

Checker Tobi. Der Leben- und Sterben-Check

An Birgitta Kaßeckert, verantw. Redakteurin, Johannes Honsell  (Regie)

 

BR 2016, Redaktion: Kinderprogramm; Produktion: megaherz, München, Koproduktion: FWU, Grünwald. Begründung der Jury: Die Sendung aus der Reportagereihe „Checker Tobi“ konfrontiert Kinder dank ausgezeichnet ausgewählter Gesprächspartner auf feinfühlige und berührende Weise mit dem Thema Sterben – und vermittelt überzeugend, dass der Tod zum Leben gehört und das Leben überhaupt erst lebenswert macht.

 

 

Schau in meine Welt! Jons Welt

An Marco Giacopuzzi (Buch und Regie)

 

HR 2016, Redaktion: Kinder, Familie und Service, verantw. Redakteurin: Tanja Nadig. Begründung der Jury: Der Sendung gelingt es, mit großer Sympathie eine emotionale Nähe zu einem autistischen Jungen herzustellen. „Jons Welt“ zeigt den Protagonisten als Helden seines Alltags; ein authentisches Porträt mit intuitivem Gespür für die relevanten Momente, das ohne große Worte auskommt.

 

 

Der Sonderpreis der Jury 2017

 

für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen geht an

 

Dr. Gabriela Sperl, Produzentin

für die Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“

 

Begründung der Jury:

Ein schwierig zu fassender Komplex rechter Gewalt mit mutmaßlich zehn Morden; die seltsame Blindheit der Ermittlungsbehörden und des Verfassungsschutzes sowie deren gesellschaftliche Folgen; das Leid der Opfer und ihrer zu Unrecht verdächtigten Familien – übersetzt in drei unterschiedliche filmische Perspektiven und drei ganz verschiedene künstlerische Herangehensweisen, zentriert auf die Täter, die Opfer und die Ermittler. Das Ergebnis sind drei inhaltlich wie ästhetisch hervorragende Filme, die nun den Maßstab setzen für die fiktionale Auseinandersetzung mit diesem Thema und seine Aufarbeitung. Ohne Gabriela Sperls Ideen, ihre Begeisterungsfähigkeit und Durchsetzungskraft wäre die Trilogie nicht zustande gekommen und das Fernsehen hierzulande um viele wichtige Filme ärmer.

 

Gabriela Sperl nimmt die Auszeichnung persönlich in Empfang. Christian Schwochow, Regisseur, wird die Laudatio halten.

 

 

Preisverleihung 2017

 

Die feierliche Verleihung des Medienpreises der Evangelischen Kirche findet am 10. Oktober 2017 in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk in München statt. Dabei begründen die beiden Jurys ihre Entscheidungen. Die ausgezeichneten Programme werden in Ausschnitten vorgeführt. Moderiert wird die Preisverleihung von Ursula Ott, Chefredakteurin von chrismon.

 

Mit dem Robert Geisendörfer Preis werden jährlich in der Kategorie „Allgemeine Programme“ zwei Fernseh- und zwei Hörfunkproduktionen ausgezeichnet. In der Kategorie „Kinderprogramme“ werden ebenfalls zwei Preise vergeben. Der Kinderfernsehpreis wird von der Wolfgang und Gerda Mann Stiftung – Medien für Kinder und der Evangelischen Akademie Tutzing gestiftet. An dem Wettbewerb beteiligen sich öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter. Ausgezeichnet werden Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Darüber hinaus vergibt die Jury „Allgemeine Programme“ einen Sonderpreis für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen.

 

Die Preise sind insgesamt mit 30.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.

 

 

Robert Geisendörfer Preis
Der Medienpreis der Evangelischen Kirche

Geschäftsführung

Claudia Cippitelli

Sonderpreis

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Weitere Informationen zum Robert Geisendörfer Preis finden Sie hier

 

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Kurztext
Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 alljährlich für herausragende publizistische Leistungen deutscher Hörfunk- und Fernsehsender verliehen.