Ein Rundgang durch die Zionskirche

Ein Rundgang durch die Zionskirche

Ein Rundgang durch die Zionskirche

Vom Haupteingang schweift der Blick durch den Mittelgang zum Chorbogen, der den Zugang zum Altarraum freigibt. Über dem Bogenrund steht in großen Lettern der erste Vers des 126. Psalms: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“ Der Vers nimmt den Spruch aus Jesaja an der Fassade des alten Pförtnerhäuschens auf: „Zion hat der Herr gegründet, und daselbst werden die Elenden seines Volkes Zuversicht haben.“ (Jesaja, 14,32)

Als „Gefangene Zions“ galten vor allem jene, die an Epilepsie litten. Da es am Anfang des 20. Jahrhunderts für sie kaum medizinische Hilfe gab, kamen viele Patienten erst durch den Tod von der Krankheit los. Für Bodelschwingh waren aber nicht nur Epilepsiepatienten, sondern alle Menschen „Gefangene Zions“, weil jeder Mensch an der „Sünden-Anfallskrankheit“ leide.

Das Gewände des Chorbogens ist dreistufig angelegt. Zu beiden Seiten des Durchganges haben je drei neuromanische Säulen ihren Platz. Ihre Kapitelle zeigen – von außen nach innen – Öllampen als Zeichen wachsamer Erwartung, Ankerkreuze als Hoffnungssymbole und Ähren mit Ähren und Trauben als Hinweis auf Brot und Wein dees Abendmahls. Mit den Lampen wurde auf das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen angespielt. (Matth. 25,1-3) Bodelschwingh verwies oft auf das Vorbild der fünf klugen Jungfrauen. Sie hatten das Öl aufbewahrt und ihre Lampen erst bei der Ankunft des Bräutigams wieder entzündet. Ein Christenmensch sollte es ihnen gleichtun, sich in Geduld üben, mit seiner Hoffnung in Christus ankern, sein Wort und Sakrament empfangen und schließlich dem Heiland als dem Bräutigam im rechten Brautkleid entgegengehen.

Links vom Chorbogen befindet sich die Kanzel. Sie ist mit Bildern der vier Evangelisten und des Apostels Paulus verziert. Früher erlitten viele Patienten während der Gottesdienste Anfälle, manche starben daran. Deshalb standen in der Kirche sechs Ruhekammern bereit, die mit Engelsköpfen verziert waren. Denn für Bodelschwingh stand jedem Menschen, der sich im Sterben Gott anvertraute, ein Engel bereit. Lag jemand im Sterben, sprach Bodelschwingh davon, die Leiter zwischen Himmel und Erde sei aufgestellt, und der Engel steige bereits herab, um die liebe Seele des Gotteskindes heimzuholen.

Der einzige gewölbte Teil der Zionskirche ist der Chorraum, wo am Altar das Heilige Abendmahl gefeiert wird. Dabei ist Christus schon jetzt in seiner Gemeinde gegenwärtig – so wie er am Ende der Zeiten im himmlischen Jerusalem unter den Erlösten wohnen wird.

In der Sakristei rechts vom Chor befindet sich das einzige aus der Erbauungszeit erhaltene

Glasgemälde der Kirche. Es zeigt das stehende Lamm mit der Siegesfahne auf dem Zionsberg. Die Kapitelle der Säulen, die als Wandvorlagen den Altarraum umstehen, sind mit Ähren und Trauben verziert; sie weisen auf das Abendmahl hin. Über dem Altar erhebt sich das geschnitzte Bild des Gekreuzigten. Das Altarkruzifix befindet sich genau unter dem Schlussstein des Gewölbes. Der trägt das Chi-Rho-Siegeszeichen des Christus. Die Gewölbefelder sind mit Sternen bemalt: Der Sohn Gottes hat den kosmischen Sieg errungen.