Nach einem langen Fußballabend bin ich in Gedanken schon beim kommenden Mittwoch. Das letzte Vorrundenspiel für Deutschland gegen Ghana. Für mich ein besonderes Spiel. Denn es erinnert mich daran, wie ich vor zehn Jahren mit meinem Sohn in Ghana war.
Wir besuchten Freunde aus Deutschland, die dort arbeiteten. Es waren faszinierende Wochen. Die große Herzlichkeit, mit der wir empfangen wurden. Die tiefe Lebensfreude, die die Ghanaer ausstrahlten, ihre fröhlichen Gottesdienste. Von einer kleinen Erinnerung will ich erzählen. Wir fuhren aus Accra – der Hauptstadt – einige hundert Kilometer mit dem Auto nach Norden. Irgendwann wurden wir, ziemlich auf freier Strecke, von zwei Polizisten von der Straße gewunken. Wir waren zu schnell gefahren. Ziemlich überrascht, mitten in einer fast unbewohnten Gegend waren wir geblitzt worden. Als wir ausstiegen und uns verwundert zeigten, weil wir kein Schild gesehen hatten, schickten die Polizisten uns erst einmal in Ruhe zurück. Gut einen Kilometer. Kaum kenntlich zwischen dem hohen Buschgras stand da ein Verkehrsschild: 50 Kilometer.
Wieder bei der Kontrolle zurück, hörten wir die Strafzahlung. Eine relativ große Summe Cedis, die Ghanaische Währung, sollten wir bezahlen. Als wir zögerten und meinten, soviel Geld hätten wir nun überhaupt nicht dabei, murmelten die beiden Polizisten miteinander. Schließlich zeigte einer mit dem Finger auf unsere Autotür auf der – in Englisch – geschrieben stand: Presbyterianische Kirche, Nord-Ghana.
"Ihr seit doch von der Kirche. Wenn ihr nicht genug Geld habt, dann gebt uns doch ein paar Bibeln". Wir waren völlig überrascht; hatten aber leider keine Bibel dabei. Da fiel mir ein, dass ich noch ein paar englische Gebetsbücher mit hatte. Herausgekramt und mit einigen Cedis überreicht. Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter nach Norden. Das ist für mich eine herzliche Erinnerung an Menschen, denen die Bibel so viel wert war wie das Geld dieser Welt. Bibel als Lebensnahrung. Für die Zeiten, in denen man gewinnt, aber auch, in denen man verliert.
Bei der Weltmeisterschaft – auch im Spiel Deutschland gegen Ghana – geht es ums Gewinnen oder Verlieren. Zuerst aber um die Freude an einem Sport, der auf der ganzen Welt Menschen verbindet – im Jubel und in der Enttäuschung, in starken und in schwachen Momenten.
Für mich liegt in diesem gemeinsamen, fröhlichen Erleben eine gute Portion Gottes Geist, so wie es einmal in einem Psalm heißt:
"Dankt Gott; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. So sollen singen … die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen von Norden und Süden".