Das Wort zum Sonntag: "Update"
Pfarrer Michael Broch
13.04.2013 22:10

"Update" ist ein Wort aus der Computersprache und heißt: Softwareprogramme überschreiben und verbessern. Dabei bleibt die Basisversion erhalten. Diesen Vorgang verwendet der Theologe Klaus-Peter Jörns als Titel für sein Buch "Update für den Glauben".

 

Ich halte das für eine spannende Idee: Vorgänge aus der modernen Medienwelt auf die Religion zu übertragen. Religiöse Traditionen zu überprüfen und, wenn nötig, durch zeitgemäßere Bilder abzulösen. Und zwar dann, wenn Menschen heute manche Überlieferungen einfach nicht mehr nachvollziehen können. Dann entsteht eine innere Spaltung zwischen dem, was man gelernt hat – und dem, was Menschen, vor allem junge Leute, heute denken, leben und glauben.

 

Ich erinnere mich noch gut, wie fremd mir als Schüler die Gottesdienste in lateinischer Sprache gewesen sind. Seit Jahrzehnten halte ich nun Jugendgottesdienste und bin oft beeindruckt, wie engagiert junge Leute mitmachen – mit Texten, Szenen und Liedern in ihrer Sprache.

 

Ich denke an die offizielle strenge Sexualmoral meiner katholischen Kirche – von der jeder weiß, dass sich kaum jemand daran hält.

 

Unsere Zeit ist gewiss nicht besser, auch nicht weiser als frühere Zeiten. Aber sie ist kulturell, gesellschaftlich und wissenschaftlich eine andere. Und "Update" heißt ja gerade nicht, alles, was war, über Bord zu werfen. Die ursprüngliche Glaubensorientierung – die so genannte "Basisversion" – bleibt erhalten.

 

Allzu lange hat man sich in den Kirchen mit dem Christus späterer Dogmen beschäftigt und den "Sohn Gottes" mit steifer göttlicher Hoheit umhüllt. Dabei ist der Mensch Jesus oft vernachlässigt, wenn nicht vergessen worden. Ich glaube, in meiner katholischen Kirche ist mal wieder ein "Update" dran. Das heißt: eine Rückbesinnung auf Jesus. Auf sein Leben und seine Botschaft und zu fragen: Was entspricht seinem Verhalten und seinem Geist? Was würde er heute sagen und tun?

 

Ja, ich spüre einen Wandel in meiner katholischen Kirche. Die vergangenen Jahre sind eher geprägt gewesen von einer bedrückenden Stimmung: keine Reformen – dafür steile Dogmatik, unnachgiebige Moral und kaltes Kirchenrecht.

 

Mit Papst Franziskus atmen die meisten Gläubigen wieder auf. Und auch viele, die der katholischen Kirche nicht so nahe stehen, sind beeindruckt. Weil der neue Papst ganz im Geiste Jesu und seines Vorbildes Franz von Assisi Zeichen setzt. Zeichen einer glaubwürdigen Bescheidenheit – gegen jeden Pomp. Franziskus ist zu wünschen, dass er das Update schafft, dass er die "Basisversion" wieder herstellt, die in der römischen Kurie und anderswo zum Teil durch "Viren" wie Macht, Intrigen und Herzenshärte verseucht war.

 

Wenn sich Papst Franziskus "eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen" wünscht. Wenn "Barmherzigkeit" zu seinen wichtigsten Worten zählt und er auffallend häufig über die "offene Tür" predigt. Wenn er die Menschen ermutigt: "Habt keine Angst vor Güte, habt auch keine Angst vor Zärtlichkeit!" – dann lässt das wieder (!) jenen "Wärmestrom an Liebe" ahnen, wie er von Jesus ausgeht und nach dem sich die Menschen bis heute sehnen.

 
 
 
 
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