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Eine Mauer voller Lückenbüßer – denn diese Mauer des Jerusalemer Tempels, die Klagemauer, hat viele gefüllte Löcher. Und im Mittelalter hieß „büßen“ schlicht: „füllen.“ Martin Luther hat das Wort „Lückenbüßer“ geschaffen, als er die Bibel zusammen mit Freunden vor fast 500 Jahren ins Deutsche übersetzte. Und viele andere Begriffe: ein Herz und eine Seele sein, auf Sand bauen, die Zähne zusammenbeißen. Luther hat mit diesen Bildern und Redewendungen unsere Sprache stark beeinflusst, bis heute. Sein Trick dabei: er hörte erst ganz genau hin, wie das Volk sprach – die Kinder in den Straßen, die Menschen auf dem Marktplatz. Denn er wollte, dass alle die Bibel verstehen. Vorher war die Bibel nur in fremden Sprachen zu lesen. Wenige Menschen wussten, was drin steht. Luther aber fand, dass alle selber lesen sollten, dass Gott sie liebt – so, wie sie sind! Für ihn war das die wichtigste Botschaft. Das können wir heute noch von Luther lernen: wenn ich will, dass mich jemand in der Tiefe versteht – dann muss ich seine Sprache sprechen. Und dafür muss ich ihm erst einmal zuhören.