Josef Wilfling - ehemaliger Mordermittler

Josef Wilfling - ehemaliger Mordermittler
Das Böse im Menschen
17.10.2010 - 07:30

Josef Wilfling, ehemaliger Leiter der Münchner Mordkommission, er hat rund
100 Fälle aufgeklärt, unter anderem die spektakulären Mordfälle an Walter
Sedlmayr und Rudolph Moshammer. Er hat in die Abgründe der menschlichen
Seele geblickt und kennt sich mit dem Bösen aus: „Ich bin davon überzeugt,
dass das Böse in uns allen verankert ist. Die Frage ist: Wird es geweckt?“ Doch
woran lässt sich das Böse erkennen? „Das waren Fälle, wo diese
Mitleidlosigkeit zu spüren war, diese Brutalität, mit der Täter vorgegangen
sind.“
Wilfling hat während seiner 42 Dienstjahre schreckliche Dinge gesehen und
erlebt. Doch er hat gelernt, damit umzugehen. „Ich habe oft nach
entsprechenden Einsätzen überlegt, du gehst jetzt nach Hause, legst dich ins Bett
und schläfst. Warum hältst du das eigentlich aus? Jeder muss für sich
herausfinden, ob er das verkraften kann.“
Doch trotz all der furchtbaren Begegnungen mit dem Bösen hat Josef Wilfling
nie den Glauben an das Gute im Menschen verloren. „Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass es schon mehr gute als böse Menschen gibt. Das erfährt man bei
jedem Fall. Wo viel Leid ist, ist auch viel Menschlichkeit.“
Warum Josef Wilfling die These aufstellt, dass Menschen, die gläubig
aufwachsen, weniger straffällig werden, und er der Meinung ist, dass man dem
Täter nie seine Würde nehmen darf, darüber spricht er mit Julia Scherf am
Sonntag bei „Um Gottes Willen – N24 Ethik“.