Die Schätze des Lebens
Pastorin Nora Steen
18.06.2011 22:10

 

 

Als gäbe es in diesen Tagen kein anderes Thema: Griechenland und der Euro. Mir macht das Sorgen. Einigen von Ihnen vielleicht auch. Wie geht es weiter mit der Währungskrise in Europa? Und wie sicher sind meine Ersparnisse und meine Rente? Wie kann ich für die Zukunft vorsorgen?

 

Ich denke bei diesen Fragen oft an ein Wort von Jesus, der gesagt hat: „Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Essen und Trinken. Leben bedeutet mehr als das. Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern.“ Ganz schön anmaßend und weltfremd klingt das für mich erst einmal! Wie kann Jesus das abtun, was uns Sorgen bereitet?

 

Wenn ich genauer hinschaue, merke ich aber: Jesus meint nicht, dass ich mich um meine Zukunft überhaupt nicht mehr kümmern soll. Im Gegenteil! Er wusste: Die Leute, die ihm damals vor 2000 Jahren zuhörten, hatten ziemlich reale Nöte. Ihnen ging es wirtschaftlich unvergleichbar schlechter als uns heute. Sie wussten sicherlich oft nicht, wovon sie am nächsten Tag leben sollten. Nachdem sie ihm zugehört haben, mussten sie wieder auf die Weide oder auf den Acker gehen, um weiter für Essen und Trinken zu sorgen. So ist das Leben und genauso ist es ja auch bei uns: Wir können nicht einfach Scheuklappen anlegen und uns sagen: Der Herr wird’s schon richten, wie es mit meiner finanziellen Zukunft weitergehen wird!

  

Jesus will etwas anderes, wenn er uns auffordert: „Macht Euch keine Sorge um Euren Lebensunterhalt, denn Leben ist mehr als das“. Er will unsere Perspektive verschieben, aus der wir unser Leben anschauen! Denn die Gefahr besteht ja wirklich: Dass ich mich so sehr in die Sorge um Geld und meine Zukunft vergrabe, dass ich überhaupt keinen Blick mehr für die wirklichen Schätze meine Lebens habe – Das Kind oder Enkelkind auf den Arm nehmen, zum Beispiel. Mit Freunden essen. Einen Tag in der Natur genießen. Oder eine halbe Stunde einfach so in einer Kirche sitzen und in die Stille hören.

 

All das sind Sachen, für die mir kein Geld der Welt etwas nützt. Im Gegenteil! Manchmal denke ich: Das kostbarste Gut, das ich persönlich habe, ist Zeit für andere Menschen, mich selbst – und für Gott. Wie schön wäre es, wenn ich mehr davon hätte. Aber die einfache Wahrheit ist: Das kann ich mir noch nicht mal von meinem Ersparten kaufen! Das bekomme ich nur geschenkt.

 

Um genau diese andere Perspektive geht es Jesus. Ich finde sie für mich selbst überlebenswichtig. Es passiert nämlich so schnell, dass ich mich in Sorgen verstricke und alle Gedanken laufen nur noch im Kreis. Da ist es für mich eine heilsame Unterbrechung, mal die Leviten gelesen zu bekommen: „Sorge dich nicht um jeden Kleinkram. Auch nicht um jede Kursschwankung des Euro! Schau stattdessen auf die Dinge, die Dein Leben wirklich kostbar machen und die im Alltag schnell untergehen. Die du für kein Geld der Welt kaufen kannst.“  

 

Im gleichen Abschnitt in der Bibel lese ich: „Dein Schatz ist da, wo dein Herz ist.“ Vielleicht ist Ihr Herz in diesen Tagen wirklich oft bei der Sorge, wie es mit dem Euro weitergeht. Aber schauen Sie doch mal, ob es da auch noch andere Schätze gibt, die gehoben werden wollen.  

 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine spannende Suche nach den Schätzen Ihres Lebens!

Sendeort und Mitwirkende

 

(NDR)
Senderbeauftragter Jan Dieckmann
Evangelisches Rundfunkreferat
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