Das Wort zum Sonntag: "Renovieren, wo mehr als Putz bröckelt!"
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
16.03.2013 22:40

Es muss mehr als ein gewöhnlicher Traum gewesen sein, der den jungen Franz von Assisi bewegt hat. Der spätere Heilige Franziskus hatte von dem Auftrag geträumt, ein heruntergekommenes Haus, eine Kirche, wieder aufzubauen. Also macht sich der junge Rebell zu Beginn des 13. Jahrhunderts daran, eine kleine Kapelle, die er kannte, mit eigenen Kräften zu renovieren.

 

Es hat ein bisschen gedauert, bis er endlich verstand, dass es bei dem Traum eigentlich gar nicht um das verfallene Kirchlein ging. Es ging um den Zustand der Kirche insgesamt, in seiner Zeit des ausgehenden Mittelalters. Um den Wiederaufbau der Kirche als Gemeinschaft, nicht des Gebäudes sollte er sich bemühen. Die Kirche seiner Zeit war korrupt, übersättigt und reformbedürftig. Da bröckelte nicht so sehr der Putz, sondern das geistliche Leben, die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Amtsträger.

 

Bis heute ist Franziskus ein sympathischer, beliebter Heiliger. Und: Er ist ein wichtiger Reformer der Kirche.

 

Er stand konsequent an der Seite der Armen und Bedrängten und wurde mit seiner Lebenspraxis zur puren Provokation für alle, die lieber die Nähe der Mächtigen und Reichen suchen. Der heilige Franziskus war solidarisch mit denen, die normalerweise niemand wirklich beachtet. Das fasziniert mich und viele andere bis heute.

 

Mit der Wahl seines Namens hat der neue Papst, Franziskus, der frühere Erzbischof und Jesuitenpater, ein deutliches Zeichen gesetzt. Denn damit stellt er sich in die Tradition der wichtigsten Reformer der Kirche.

 

Unser neuer Papst Franziskus hat schon in seinem bisherigen Leben vieles vom Geist des Franziskus widergespiegelt. Mir sind zwei Dinge wichtig:

 

Zum einem kann die Sorge um die Armen nicht losgelöst betrachtet werden, von der Sorge um Bedrängte, um all die, deren Leben und Biographie nicht den Idealvorstellungen kirchlicher Moral entsprechen. Es sind all die, bei denen Lebensentwürfe gescheitert sind. Gerade sie verdienen in ihrer Sehnsucht nach Glück Unterstützung statt Diffamierung. Kein noch so beeindruckender Einsatz für die Armen befreit vom Auftrag der Solidarität mit allen Bedrängten unterschiedlicher Art. Die Sorge um die materiell Armen würde mir hohl erscheinen, wenn sie nicht von der tiefen Verbundenheit mit allen Bedrängten begleitet wird.

 

Zum anderen wird mit der Namenswahl des Papstes deutlich, dass es nicht nur darum geht, als Kirche unbequem zu sein und populäre gesellschaftliche Meinungen kritisch zu hinterfragen. Das kann manchmal auch nötig sein, allzu oft ist es aber auch nur die leichteste Form der eigenen Profilierung. Kritik geschieht nur dann im Geist Jesu, wenn dahinter die tiefe Solidarität mit den Armen und Bedrängten erkennbar wird.

 

An diesen beiden Punkten gilt es meines Erachtens sich selbst als Christ, wie auch die Kirche immer wieder neu auszurichten.

 

Ich muss gestehen, dass ich auch persönlich mit der Namenswahl des Papstes die Hoffnung verbinde, dass der Papst Franziskus wie sein Vorbild wirklich sieht, was im Argen liegt! Ich hoffe, dass er Missstände anspricht und im eigenen Umfeld der heutigen Kirche beginnt, Veränderungen vorzunehmen und sie näher heranrückt an die Armen und an die Bedrängten!

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