Das Wort zum Sonntag: "Ostern"
Pfarrer Stefan Claaß
30.03.2013 22:15

Das gilt bei uns als unhöflich: eine Hand auf dem Tisch, die andere unter dem Tisch.

Wie oft haben das Kinder bei uns schon zu hören bekommen. In anderen Ländern ist eine Hand unter dem Tisch etwas ganz anderes: ein Zeichen von Verteidigungsbereit-schaft. Eine Tradition aus alten Zeiten nach dem Motto „sicher ist sicher“: eine Hand immer am Messer oder am Colt.

 

###f03###Beide Hände auf dem Tisch: So etwas wäre bei uns höflich. Wer beide Hände auf den Tisch legt, signalisiert: von mir geht keine Bedrohung aus. Ich habe nichts zu verbergen.

Aber es ist weit mehr als ein Zeichen von Höflichkeit. Es ist die Schlüsselszene an Ostern für zwei Anhänger des Jesus von Nazareth. Es passiert an einem Tisch und beide Hände sind oben.

 

Was passiert da? Drei Tage nach der Kreuzigung Jesu machen sich Kleopas und sein Freund auf den Weg nach Emmaus. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Jerusalem. Sie sind verzweifelt nach den Ereignissen der letzten Tage. Ihr eigenes Leben scheint nach dem Tod Jesu leer und dunkel.

Ein Fremder gesellt sich zu ihnen, sie unterhalten sich. Und als sie in Emmaus ankommen, bitten sie, er möge mit ihnen einkehren. Zu dritt sitzen sie am Tisch.

Der Fremde nimmt das Brot, spricht ein Dankgebet, bricht es und teilt es mit ihnen.

Bei diesem Anblick gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen in dem Fremden den auferstandenen Christus.

 

Vor drei Tagen waren die beiden Zeugen der Hinrichtung Jesu am Kreuz.

Jetzt erfahren sie: er ist anwesend.

Nach der Hinrichtung haben sie mit Jesus alle Hoffnung begraben.

Jetzt erleben sie: er ist anwesend.

Bis heute hatten sie gedacht: mit dem Tod ist alles aus.

Jetzt erleben sie: er ist anwesend.

Sie erkennen ihn an seinem Zeichen: ein Brot auf dem Tisch und Hände, die es teilen.

 

Jeder hat sein eigenes Erkennungszeichen. Wenn ich nach Hause komme und sehe Handtasche und Autoschlüssel auf dem Küchentisch, weiß ich: meine Frau ist da. Wenn ich nach Hause komme und sehe, dass das Telefon steckt nicht in der Station, weiß ich: meine Töchter sind da. Wenn ich mit Nachbarn am Tisch sitze, und wir danken für das Essen und teilen das Brot, dann weiß ich: Gott ist da. Wir teilen das Geheimnis von Emmaus.

 

Gott ist anwesend. Morgen in den Ostergottesdiensten mitten in der Gemeinde. Aber nicht nur da. Auch an jedem x-beliebigen Tisch zu Hause. Dann liegen morgen früh neben dem Brot vielleicht noch gefärbte Eier und Schokoladenhasen. Und auf geheimnisvolle Weise ist noch jemand da. Brot und neues Leben kommen aus seinen Händen. Keine verdeckten Absichten, keine Bedrohung.

Sie sind da und er ist da.

Es könnte der Beginn einer neuen wunderbaren Freundschaft sein.

Frohe Ostern!  

 

 

Sendeort und Mitwirkende