Das Wort zum Sonntag: "Misswirtschaft"
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
19.10.2013 22:35

Protz und Überheblichkeit, schlechte Berater und die Verschwendung von Steuergeld – die Liste der Ärgernisse ist lang. Beim Bischofsbau in Limburg, aber auch bei bei vielen anderen Projekten in diesem Land. Das listet uns jedes Jahr der Bund der Steuerzahler auf, gerade wieder in der zurückliegenden Woche. Was aber ist das Besondere an dem Bau in Limburg, dass die Vorgänge dort seit Wochen in den Medien sind und der dortige Bischof Tebartz-van Elst zum Inbegriff der Verschwendung wird?

 

Als Pfarrer bin ich einerseits zutiefst beschämt und verärgert, wenn Amtsträger durch ihre Prunksucht, durch ihr überholtes Herrschaftsgebaren und ihre Unbedachtheit die Glaubwürdigkeit der Kirche zerstören. Denn auf die Glaubwürdigkeit sind wir im Leben der Kirche doch so angewiesen. Wenn der eigene Anspruch und die beschämende Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen, liegt das Problem auf der Hand. Und ähnliche Fehlgriffe in Stil und barockem Selbstverständnis finden sich durchaus auch an anderen Stellen der Kirche.

 

Andererseits irritiert mich, mit welch geradezu zerstörerischer Energie in unserer von Medien geprägten Welt über einen Menschen hergezogen wird. Diese hämische und systematische Vernichtung einer Existenz, egal ob bei diesem Bischof oder bei anderen öffentlichen Personen, die in Ungnade fallen, finde ich wirklich abstoßend!

 

Ich jedenfalls legen keinen Wert auf Fotos aus den Badezimmern von Bischöfen!

 

Da begleichen nicht wenige alte Rechnungen mit der Kirche und nutzen beispielsweise das Internet, um sich pöbelnd auszutoben.

 

Wer sich nach diesen Vorgängen der letzten Tage und Wochen erstaunt und befremdet die Augen reibt, wird sich wohl fragen müssen, welche Lehren aus diesem Sturm um das Bistum Limburg zu ziehen sind. Die Unbeholfenheit eines Bischofs und anderer Verantwortlicher macht für mich deutlich, dass sich endlich auch die katholische Kirche einiger Reste ihrer vormodernen Sonderwelt zu entledigen hat: Es geht nicht, dass die Bistümer und Bischofssitze ihre Finanzen immer noch nicht wirklich offen legen. Auch die eiligen Reaktionen vieler Bistümer in der letzten Woche sind nur halbherzig. Es geht nicht, dass Würdenträger das ihnen anvertraute Gut wie eine persönliche Gestaltungsmasse betrachten, ohne Kontrollinstanzen ernst zu nehmen! Es geht nicht, dass sich kirchliche Strukturen durch Demokratiedefizite auszeichnen! Es geht nicht, dass kirchliche Sonderrechte lediglich dazu führen, dass hier Menschen als Angestellte schlechter gestellt sind als in anderen Teilen der Gesellschaft! All diese Felder zeigen, dass die katholische Kirche auch in Deutschland ihren Platz in der modernen Gesellschaft noch nicht gefunden hat. Darin wird die eigentliche Herausforderung sichtbar, die den deutschen Bischöfen mit der Person eines Papst Franziskus zugemutet wird. Wer ihn wirklich ernst nimmt, wird grundlegender umdenken müssen, als bislang erwartet! Es genügt nicht, sich über den neuen Papst und seinen ungewohnten Stil zu freuen und ansonsten einfach weiter zu machen wie gehabt.

 

Neben dem Skandal um die Finanzen und der Tragödie eines einzelnen Bischofs werden jetzt die wirklich wichtigen Aufgaben sichtbar. Und denen müssen sich alle Bischöfe und die ganze katholische Kirche in Deutschland stellen. Das gilt auch für mich selbst. Der kirchliche Weg, den Papst Franziskus zeigt, ist anspruchsvoll. Dieser Weg ist nicht bequem und nicht schick, aber ich finde ihn lohnend.

 

Einen guten Sonntag!

Sendeort und Mitwirkende

Kath. Rundfunkreferat NDR

Andreas Herzig
Danziger Str. 52 a, 20099 Hamburg,
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