Foto: Thomas Dörken-Kucharz, GEP
Das Wort zum Sonntag: "Lausige Weihnachten"
Pastoralreferentin Verena M. Kitz
21.12.2013 22:20

Wenn ich an letztes Jahr denke, wie das war um diese Zeit, kurz vor Heiligabend,  dann muss ich immer noch ein bisschen lachen, auch wenn mir da ehrlich gesagt, nicht so zum Lachen zumute war. Es war natürlich wieder ein bisschen hektisch bei uns zuhause, wie bei vielen Leuten. Und dann kam da am frühen Abend noch eine Email von Freunden: Eure Tochter war doch bei uns zum Kindergeburtstag. Jetzt haben wir erfahren: Ein paar von den Kindern, die da waren, hatten Läuse! Bitte, schaut auch bei euch nach! Oh nein, habe ich gedacht. Läuse! Ausgerechnet vor Weihnachten! Wir hatten doch noch nie welche!

 

Ich habe natürlich sofort meine Tochter untersucht. Und auch wenn ich vorher noch keine Laus in echt gesehen hatte - das war eindeutig! Und dann wurde es richtig hektisch: Gott sei Dank, es gab es noch eine Apotheke, die offen hatte, und dann war die ganze Familie dran: Die chemische Keule auf die Haare,  ein Handtuch um den Kopf, das sah aus wie ein Turban. Die ganze Familie hätte locker im Krippenspiel auftreten können, als die Weisen aus dem Morgenland!  Naja und dann ging natürlich das ganze Programm los: Betten abziehen, Klamotten waschen, Stofftiere einpacken, überall staubsaugen!

 

Ich weiß, Läuse sind nicht gefährlich, und man wird ja auch nicht mehr schief angeschaut wie früher. Aber: Mir war es trotzdem irgendwie peinlich, von der ganzen Putzerei mal abgesehen. Naja, meine Laune war nicht die beste und das haben auch die andern zu spüren bekommen.  Als ich gerade wieder einmal die langen Haare meine Tochter mit dem Läusekamm bearbeitete, zugegeben etwas ruppig, da hatte sie  offensichtlich die Nase voll.  Und hat ziemlich empört gesagt: „Mama, jetzt hör mal auf mit dem Gemecker! Bald ist Weihnachten. Du erzählst doch immer, dass Gott da ist, egal was passiert. Jetzt haben wir halt Läuse. Egal: Jesus ist im Stall geboren worden, der hätte nicht so ein Theater gemacht wegen ein paar Läusen!“

 

Peng, das hat gesessen. Aber dann habe ich gedacht: Sie hat ja recht. Worum geht es denn an Weihnachten? Weihnachten sagt doch: Gott kommt, Gott ist da, egal was passiert. Nicht mit großem Getöse, sondern klein und bescheiden: Jesus kommt im Stall auf die Welt. Da war es auch nicht schön, und Läuse gab es vielleicht auch, könnte ich mir vorstellen.

 

Das heißt doch: Auch wenn mir etwas quer kommt, ist Gott da. Klar, ich wollte die Tage vor Weihnachten nicht mit Putzen und Läusekontrolle verbringen. Aber das war jetzt halt so. Das Leben ist leider oft lausig - und da sind die echten Läuse ja wirklich das kleinste Problem. Ich denke an meinen Nachbarn, dessen Frau letzte Woche gestorben ist. Meine Freundin, die so Sorgen hat mit ihrem Sohn. Die Kollegin, die ganz plötzlich zu einer Riesenoperation ins Krankenhaus muss. Die haben sich das mit Weihnachten auch anders vorgestellt.

 

Jetzt zum 4. Advent habe ich mir die die Packung mit dem Läuseshampoo wieder herausgeholt - ich hoffe nicht, dass wir sie brauchen. Aber sie erinnert mich daran: Gott ist immer da, egal was passiert. Und das tröstet mich. Eine Ahnung davon, die wünsche ich Ihnen auch. Und dann: Ein gesegnetes Weihnachtsfest!

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