Geschichte der Frauenkirche Dresden

Geschichte der Frauenkirche Dresden

Seit ihrer Weihe am 30. Oktober 2005 erstrahlt die Frauenkirche wieder in ihrer ganzen Pracht - als Mahnmal gegen den Krieg und als neues Symbol der Hoffnung, der Versöhnung und des Friedens.

 

Zu unserer lieben Frauen

Bereits im 11. Jahrhundert existierte an der Stelle der heutigen Frauenkirche eine kleine romanische Kirche, die der Jesusmutter Maria geweiht war und deswegen „Zu unserer lieben Frauen“ hieß. Im Mittelalter wurde die Kirche mehrfach umgebaut und fiel in der Reformation an die nun lutherische Gemeinde der Stadt.

 

Der barocke Kuppelbau

Als die kleine romanische Kirche baufällig wurde, beschloss der Rat der Stadt Dresden 1722, eine neue Kirche zu errichten.
Der Architekt und Ratszimmermeister George Bähr wurde mit dem Bau beauftragt.
Am 26. August 1726 wurde der Grundstein gelegt, und bis 1743 entstand der barocke Neubau, für den Betrag von 288.570 Talern, 13 Groschen und 64 Pfennigen, ermöglicht durch die Spenden Dresdner Bürger.
Erst knappe fünf Jahre nach dem Tode George Bährs, konnte der wohl bedeutsamste protestantische Sakralbau mit dem Aufsatz des Kuppelkreuzes vollendet werden.

 

Zerstörung im 2. Weltkrieg

Nach dem Luftangriff auf Dresden durch britische und amerikanische Bomber in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 brannte die Frauenkirche während des „Dresdner Feuersturms“ vollständig aus.
Es war der mit viel Holz ausgestattete Innenraum, der nach dem Schmelzen der Fenster die Kirche endgültig den Flammen übergab.
Den durch die Brandhitze freigesetzten Temperaturen von bis zu 1200 Grad Celsius konnte der Sandstein nicht standhalten.
Er dehnte sich aus, bis er schließlich Risse bekam und platzte. Nach dem Großangriff auf die Stadt stand am Neumarkt kein Haus mehr. Das Martin-Luther-Denkmal vor der Kirche war schwer beschädigt.
Die Frauenkirche brannte noch lange nach dem Angriff, während die Kuppel über den Ruinen thronte.
Am 15. Februar um 10 Uhr morgens konnten die ausgeglühten Innenpfeiler schließlich die Last der gewaltigen Gewölbekonstruktion mit der steinernen Kuppel nicht mehr tragen.
Die massiven Außenmauern wurden auseinandergesprengt und das Gebäude fiel in sich zusammen.
Eine riesige, schwarze Rauchwolke stieg über der Stadt auf - ein Ereignis, das in seiner Symbolkraft für viele Dresdner die vorangegangenen Zerstörungen noch übertraf: Der letzte Hoffnungsschimmer wenigstens einen Teil des alten Dresden erhalten zu können, war zerstört.

 

Mahnmal gegen den Krieg

Nach dem Krieg wurden auf Initiative des damaligen Landeskurators Hans Nadler erste Untersuchungen zum Wiederaufbau durchgeführt. 1947 wurde der Altar gesichert und zugemauert, um ihn vor der Witterung zu schützen. Zudem wurden 850 Steine inventarisiert, zur Salzgasse transportiert und eingelagert. Auf Drängen der Stadtverordneten wurden 1959 diese Steine zur Pflasterung der Brühlschen Terrasse benutzt, wobei die Hälfte gerettet und zum Trümmerberg zurückgebracht werden konnte. Als 1962 die Behörden versuchten den Trümmerberg zu Gunsten einer Parkfläche zu beseitigen, kam es zu Protesten aus der Bevölkerung, außerdem fehlte das dazu nötige Geld. Der Trümmerberg der Frauenkirche wurde mit Rosen bepflanzt und blieb mitten im Stadtzentrum von Dresden zu Zeiten der DDR über 40 Jahre lang als Mahnmal gegen den Krieg erhalten. Viele überlebende Dresdner gedachten dort ihrer bei den Bombenangriffen ums Leben gekommenen Angehörigen.

 

Der Wiederaufbau

Am Reformationstag 1989 setzte ein „Offener Brief“ von Günter Voigt an den Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Johannes Hempel mit dem Gedanken, den Wiederaufbau neu zu bedenken, ein wichtiges Zeichen.
Aus einem Kreis gleichgesinnter Dresdener Bürger heraus, entstand so der „Ruf aus Dresden“, den der Pfarrer Karl-Ludwig Hoch formulierte.
Der Aufruf ging am 12. Februar 1990 in die Welt.
Aus der Folgewirkung des Aufrufes wurde die „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland e. V.“ gegründet, deren Kommission das Konzept für einen archäologischen Wiederaufbau entwickelte, Überzeugungsarbeit für den Wiederaufbau leistete und Spenden sammelte.
1991 wurde die „Stiftung für den Wiederaufbau Frauenkirche“ gegründet, die von da an  das gesamte Projekt leitete.
Am 18. März 1991 beschloss die sächsische Landessynode den Wiederaufbau der Frauenkirche.
Am 27. Mai 1994 wurde der Grundstein der neuen Frauenkirche gelegt.
Aber erst 1996 begann der eigentliche Wiederaufbau unter Baumeister Eberhard Burger.

 

Spenden der Hoffnung

Neben den Spendensammlungen der „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e. V.“ und der „Stiftung Frauenkirche“ brachte der von der Dresdner Bank initiierte sogenannte „Stifterbrief“ in Werten zwischen 250 und 10.000 Euro mit einem Spendenvolumen von etwa 75 Millionen Euro den Durchbruch für die finanzielle Absicherung des Wiederaufbaus. 31 Millionen Euro steuerte die "Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland" bei. Als Zeichen der Versöhnung sammelte der britische „Dresden Trust“ unter Vorsitz von Allan Russell in Großbritannien mehr als eine Million Euro an Spenden.
Der deutschstämmige US-amerikanische Medizinnobelpreisträger Günter Blobel stellte einen beträchtlichen Teil seines Preisgeldes für den Wiederaufbau zur Verfügung. Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler sammelte mit Konzerten Spendengelder. Die Dresdner Bank spendete 1997 fünf Millionen D-Mark für die Innenkuppel.
So konnten rund zwei Drittel der Baukosten in Höhe von 179 Millionen Euro aus Spenden finanziert werden. Den restlichen Anteil von 65 Millionen Euro stellte die Stadt Dresden, der Freistaat Sachsen und der Bund zur Verfügung.

 

Stein für Stein

Für den Wiederaufbau wurde der Trümmerhaufen der alten Frauenkirche Stein für Stein abgetragen.
Alle noch brauchbaren Steine wurden vermessen und katalogisiert.
Insgesamt wurden knapp 3.600 Originalsteine in die Außenfassade integriert.
Spezialisten konnten aus der Lage im Trümmerberg und mit Hilfe von Computerprogrammen insgesamt 43 Prozent der Originalbausubstanz ihren ursprünglichen Platz im Gemäuer zuweisen, darunter auch die stehengebliebenen Ruinenteile des Eckturms und des Chors.
Durch die schwarze Patina der alten Steine, eine natürliche Färbung des Sandsteines durch Oxidation des enthaltenen Eisens, und den neuen hellen Sandstein ergibt sich der besondere Charme des Gebäudes, dem man die architektonische Puzzlearbeit ansieht.
Die neuen Steine der Frauenkirche werden jedoch mit der Zeit nachdunkeln und sich dann von den Originalsteinen nicht mehr unterscheiden.
Mit ihrer steinernen Kuppel ist sie der größte Sandsteinbau der Welt.

 

Die Gemälde der Innenkuppel

Die acht Gemälde in der Innenkuppel wurden ursprünglich im Jahre 1734 vom italienischen Theatermaler Giovanni Battista Grone geschaffen.
Sie stellten die Evangelisten Lukas, Matthäus, Markus und Johannes sowie Bildnisse der christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit dar.
Für die Rekonstruktion bekamen der Maler Christoph Wetzel und der Restaurator Peter Taubert den Auftrag, die Kuppel möglichst originalgetreu auszumalen.
Einzige Vorlagen dafür waren erhaltene Dias aus dem Jahre 1943, bei denen jedoch leider Unklar herrschte, inwieweit sie bereits von Farbstichen beeinträchtigt sind.
Nur druch ein genaues Studium anderer Bilder des Barockmalers Grone, konnte so auf die mögliche Farbgebung geschlossen werden.

 

Die Glocken

Die Gedächtnisglocke "Maria", 1518 in Freiberg gegossen, ist die einzige erhaltene Glocke, die die Frauenkirche bis zum Zweiten Weltkrieg hatte. Nur weil sie 1926 an die Kirche der Landesanstalt Hubertusburg veräußert wurde, entging sie der Zerstörung.
Später hing sie in weiteren Kirchen in Wermsdorf und Dittmannsdorf.
1998 kehrte die Glocke nach Dresden zurück und bildet nun zusammen mit sieben neuen Glocken, die von der Glockengießerei Bachert gegossen wurden, ein einzigartiges achtstimmiges Geläut.
Jede der acht Glocken hat einen Namen aus der Bibel und eine entsprechende Funktion:
Die größte Glocke „Jesaja“ ist die Friedensglocke, die drei kleinsten Glocken sind „David“ (Gebetsglocke), „Philippus“ (Taufglocke) und „Hanna“ (Dankglocke) und hängen im Treppenturm C. „Johannes“ (Verkündigungsglocke), „Jeremia“ (Stadtglocke), „Josua“ (Trauglocke) und „Maria“ (Gedächtnisglocke) sind in der Glockenstube im Treppenturm E untergebracht.

 

Der Altar

Der von Johann Christian Feige geschaffene Altar wurde wie durch ein Wunder unter den Trümmern vor der gänzlichen Zerstörung bewahrt: Herabtropfendes Zinn der schmelzenden Silbermann-Orgel konservierte den Altar und die Holzteile der Orgel milderten die Wucht der herabstürzenden Kuppeltrümmer ab.
Nach seiner Bergung aus den Trümmern der alten Frauenkirche, wurde er eingemauert und ebenso wie andere Teile bewusst im Neubau als Mahnmal wiederverwendet.
Der Neubau zeigt neben der zentralen Szene mit Jesus am Ölberg zwei Personen des Neuen und zwei Personen des Alten Testamentes: Ganz links Moses mit den Gesetzestafeln, in der Mitte Paulus mit Schwert und Buch sowie Philippus mit dem Kreuz und ganz rechts Moses Bruder Aaron mit Brustpanzer und Weihrauchfass als Priester, darüber ein Engel, der eine Kette aus Weizenähren und ein Engel, der eine Kette aus Weintrauben trägt.
Zusammen stehen sie für Brot und Wein bzw. Leib und Blut Christi und das Abendmahl.
Links über Jesus befinden sich ein großer und ein kleiner Engel.
Rechts neben ihm sind die schlafenden Jünger dargestellt.
Rechts über Jesus bildet sich Jerusalem ab und direkt über ihm ist ein Engel mit einem Kreuz zu sehen.
Über allem thront das von Wolken umgebene Auge Gottes, auch Auge der Vorsehung genannt.
Darüber schließt sich die Balustrade der Orgel an.

Der Altar in der Unterkirche ist aus schwarzem irischen Kalkstein und wurde er von Anish Kapoor, einem Künstler aus Großbritannien, angefertigt.

 

Die Orgel

Nach Bild- und Fotovorlagen wurde die Orgelempore von der Straßburger Orgelmanufaktur Daniel Kern dem zerstörten Original nachempfunden.
Eine exakte Rekonstruktion der alten Silbermann-Orgel aus dem Jahr 1736 war jedoch nicht möglich, da die alte Orgel völlig zerstört wurde und die genauen Baupläne Silbermanns nicht überliefert worden sind.
Die drei ursprünglichen Manuale wurden den überlieferten Klängen der einzelnen Orgelpfeifen entsprechend rekonstruiert.
Hinzu kam ein viertes Manual, das wahlweise hinzugeschaltet werden kann und in der Lage ist, auch „moderne“ Musik zu spielen.
Damit ist Orgelliteratur gemeint, die von neuen Registern – also Klängen einzelner Orgelpfeifen – Gebrauch macht, die sich erst im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt haben, insbesondere auf Grund der deutsch-romantischen und französisch-romantischen Orgeltradition.
Solche Orgelmusik wäre mit den alten, ursprünglichen Silbermann-Orgelregistern nicht spielbar gewesen.
Die neue Orgel verfügt über 67 Register und 4 Manuale und insgesamt 4873 Orgelpfeifen.

 

Die Taufe

Der ursprüngliche Taufstein der Frauenkirche wurde ebenfalls 1945 zerstört.
Die heute verwendete Taufe ist eigentlich aus Holz und von Johann Gottfried Stecher im Jahr 1753 für die Nikolaikirche Freiberg angefertigt.
Für die Nutzung in der Frauenkirche war es notwendig, die spätbarocke, auf die Nikolaikirche abgestimmte Farbfassung durch eine sich auf den Innenraum der Frauenkirche beziehende Polimentweiß-Gold-Fassung zu ersetzen.

 

Das Turmkreuz

Das alte Original-Kuppelkreuz von Johann Georg Schmidt wurde schwer beschädigt in den Trümmern der Frauenkirche wiedergefunden und beim Neubau durch ein Kreuz des Londoner Kunstschmieds Alan Smith ersetzt.
Er ist der Sohn eines englischen Piloten, der Dresden bombardiert hatte.
Das neue, acht Meter hohe Kreuz wurde mit Spenden des „Dresden Trust“ aus Großbritannien finanziert und im Jahr 2000 durch den Schirmherr des Dresden Trust, Herzog von Kent, übergeben.
Am 22. Juni 2004 wurde es als „Versöhnungskreuz“ zum Zeichen der Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland in Anwesenheit von 60.000 Zuschauern auf die Kuppel gesetzt.

 

Coventry

Nachdem 1956-1962 deutsche Spendengelder dazu beigetragen hatten, die 1940 bombardierte Kathedrale von Coventry wieder aufzubauen, entstand eine besondere Beziehung zur England - und Coventry wurde zur Partnerstadt Dresdens.
Das Nagelkreuz, das seit der Weihe auf dem Altar der Hauptkirche steht wurde vom Bischof von Coventry als Zeichen der Versöhnung übergeben.
Die Frauenkirche gehört der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft an.

 

Quellen: Stiftung Frauenkirche Dresden, Stadtarchiv Dresden, Brockhaus multimedial, Wikipedia.